Die USA und der Dollar

Die Geschichte lehrt uns, dass ein Imperium aus zwei Gründen in den Krieg ziehen soll: 1. Um sich zu verteidigen oder 2. um vom Krieg zu profitieren; falls nicht, wie Paul Kennedy in seinem richtungweisenden Werk ‹The Rise and Fall of the Great Powers› ausführt, die militärische Überdehnung die ökonomischen Mittel erschöpft und den Kollaps des Imperiums herbeiführt. Ökonomisch betrachtet muss der Nutzen eines Krieges dessen militärische und soziale Kosten übersteigen, damit ein Imperium einen Krieg vom Zaum bricht. Der Gewinn aus den irakischen Ölfeldern ist über viele Jahre hinweg kaum die Kosten wert. Nein, Bush musste den Irak angreifen, um sein Imperium zu verteidigen. Genau das ist in der Tat der Fall: Zwei Monate, nachdem die Vereinigten Staaten in den Irak einmarschierten, wurde das ‹Oil for Food›-Programm beendet, die auf Euro lautenden irakischen Konten in Dollarkonten rückgewandelt und das Öl wurde wieder nur für US-Dollars verkauft. Die Welt konnte nun nicht mehr irakisches Öl mit Euros erwerben. Die globale Vormachtstellung des Dollars war wiederhergestellt. Siegreich stieg Bush aus einem Kampfflugzeug und erklärte die Mission für vollendet - er hatte den US-Dollar erfolgreich verteidigt und damit das amerikanische Imperium.

II. Die iranische Ölbörse

Die iranische Regierung hat letztendlich die ultimative ‹nukleare› Waffe entwickelt, die über Nacht das Finanzsystem zerstören kann, auf dem das amerikanische Imperium aufgebaut ist. Diese Waffe ist die iranische Ölbörse, die laut Plan im März 2006 hätte starten sollen. Die Börse wird auf einem Euro-Öl-Handelssystem basieren, was natürlich die Bezahlung in Euro impliziert. Dies stellt eine viel grössere Bedrohung für die Hegemonie des Dollars dar als seinerzeit Saddam, weil es jedermann ermöglicht, Öl für Euro zu kaufen und zu verkaufen und damit den US-Dollar völlig zu umgehen. Es ist wahrscheinlich, dass fast jeder das Euro-Öl-System übernehmen wird:

- Die Europäer bräuchten keine Dollars mehr zu horten und zu halten, um Öl zu kaufen, sondern würden stattdessen mit ihrer eigenen Währung bezahlen. Die Einführung des Euro für Öltransaktionen liesse die europäische Währung den Status einer Reservewährung einnehmen, was den Europäern auf Kosten der Amerikaner zum Vorteil gereichen würde.

- Die Chinesen und Japaner werden mit besonderem Eifer die neue Börse annehmen, weil es ihnen erlaubt, ihre enormen Dollarreserven drastisch zu reduzieren und mit Euro zu diversifizieren, womit sie sich gegen die Abwertung des Dollars schützen können. Einen Teil ihrer Dollars werden sie auch in Zukunft halten wollen; einen zweiten Teil ihrer Dollarreserven werden sie vielleicht sofort auf den Markt werfen; einen dritten Teil werden sie für spätere Zahlungen verwenden, ohne diese Dollarbestände je wieder aufzufüllen, denn sie werden dafür ihre Eurobestände erhöhen.

- Die Russen haben ein inhärentes ökonomisches Interesse an der Einführung des Euro - der Grossteil ihres Handels ist mit europäischen Ländern, mit ölexportierenden Ländern, mit China und mit Japan.