Die USA und der Dollar

Seine ökonomische Geburtsstunde erlebte das amerikanische Imperium mit dem Bretton-Woods-Abkommen im Jahre 1945. Der US-Dollar war nicht mehr voll in Gold konvertierbar, sondern nur mehr für ausländische Regierungen in Gold. Das begründete den Status des Dollars als Weltwährungsreserve. Dies war möglich, weil die Vereinigten Staaten während des 2. Weltkrieges gegenüber ihren Verbündeten darauf bestanden, dass Güterlieferungen mit Gold bezahlt werden mussten, wodurch die USA einen Grossteil des weltweit verfügbaren Goldes akkumulieren konnten.

Die Ausbildung eines Imperiums wäre niemals möglich gewesen, wenn, wie im Bretton-Woods-Abkommen festgeschrieben, die Geldmenge des Dollars derart begrenzt geblieben wäre, dass eine Rückwechslung des Dollars in Gold möglich geblieben wäre. Allerdings entsprach die ‹Butter- und Kanonenpolitik› der 1960er Jahre bereits einer imperialen Politik: Die Geldmenge des Dollars wurde schonungslos erweitert, um den Vietnamkrieg und Lyndon B. Johnsons ‹Great Society› zu finanzieren. Der Grossteil der Dollars floss im Austausch für Güter ins Ausland, ohne dass die USA jemals ein ehrliches Interesse gehabt hätten, die US-Dollars zum selben Wert zurückzukaufen. Die ständigen Handelsbilanzdefizite führten zu einem Anstieg der Beteiligungen in US-Dollars von Ausländern, und das ist gleichbedeutend mit einer Steuer - die klassische Inflationssteuer, die ein Land seinen eigenen Bürgern auferlegt, erhoben dieses Mal die Vereinigten Staaten vom Rest der Welt.

In der Realität eine Form des Bankrotts

Als die Ausländer 1970-1971 ihre Dollarbestände in Gold wechseln wollten, bezahlte die amerikanische Regierung per 15. August 1971 ihre Schulden nicht mehr. Während die vox populi die Geschichte von der Trennung der Verbindung von Dollar und Gold erzählt, ist die Weigerung der amerikanischen Regierung, Dollars in Gold einzulösen, in der Realität eine Form des Bankrotts. Im wesentlichen erhoben sich damit die USA zum Imperium. Die USA konsumierten eine Unmenge an ausländischen Gütern, ohne jemals die Absicht oder die Fähigkeit zu haben, diese Güter eines Tages zurückzusenden, und die Welt hatte nicht die Macht, ihre Ansprüche durchzusetzen - die Welt wurde besteuert und konnte nichts dagegen tun.

Um das amerikanische Imperium aufrechtzuerhalten und um den Rest der Welt weiter zu besteuern, mussten die Vereinigten Staaten seither die Welt dazu zwingen, den beständig an Wert verlierenden Dollar im Austausch für Güter zu akzeptieren und immer grössere Mengen des beständig an Wert verlierenden Dollars zu halten. Die USA mussten eine ökonomische Begründung finden, warum die Welt Dollars halten sollte, und diese Begründung war das Rohöl.

1971 wurde es immer offensichtlicher, dass die amerikanische Regierung nicht mehr imstande war, ihre Dollars mit Gold zurückzukaufen, und so traf sie 1972/73 mit Saudi Arabien die unumstössliche Vereinbarung, dass die USA das Königshaus Saud fortan unterstützen würden, wenn dieses als Gegenleistung nur mehr US-Dollars für ihr Rohöl akzeptierten.