Ein bemerkenswerter Brief

Was hat also diesen Wandel bewirkt? Ich werde es verraten: Ich habe einfach mein Leben wieder in meine eigenen Hände genommen - so einfach - Schritt für Schritt, habe mich bemüht, mein Leben nach den schöpferischen Gesetzen und Geboten auszurichten, in mir, im engsten Familienkreis, in meinem Umfeld - einfach überall; zwangsläufig hat sich meine gesamte Grundeinstellung geändert, die Einstellung zu meinem Leben, zur Umwelt, eben zu allem. Ich habe angefangen, mein Leben zu beobachten, das Spiel von Ursache und Wirkung zu ergründen, bei mir, meinem Umfeld, global und universell. Ich weiss um die Macht der Gedanken, auch meiner eigenen; habe beobachtet, dass Ideen, die ich hatte, aufgenommen wurden, zwar auch nur als Idee, als theoretische Möglichkeit - aber immerhin. Wenn man auf diese Weise erfährt, was man als einzelner bewirken könnte - vielleicht sogar bewirken kann, auf lange Sicht sogar bewirkt, das spornt schon an; spornt an, weiterzumachen, nicht aufzugeben, trotz all der Katastrophen, die über die Menschheit hereinbrechen, die immer mehr zunehmen, an Häufigkeit sowie an Intensität.

Selbst die Naturgewalten, das Wetter usw. sehe ich anders und natürlicher; angefangen, wenn z.B. ein heftiges Gewitter mitten in der Nacht aufzieht und die Nachtruhe stört, man jedoch nach einigen Stunden wieder aufstehen muss - sich das Wetter jedoch mit einem Riesendonnerschlag wieder verabschiedet, anschliessend totale Ruhe und Stille einkehren und man dadurch dann doch noch den dringend benötigten Schlaf bekommt. Oder der Wetterbericht meldet nach wochenlangem herrlichstem Badewetter ein ausgedehntes Regengebiet an - der erste freie Tag seit vielen Wochen, und es beginnt bereits am frühen Vormittag zu regnen. Eine Riesenenttäuschung, wäre ich doch heute so gerne mal baden gegangen - aber wie auch immer, ich nehme es gelassen. Eine halbe Stunde später lösen die Wolken sich auf, und es kommt nochmals ein wunderschöner Tag, mit herrlich blauem Himmel und Superbadewetter, das bis spät in die Nacht anhält. Oder der letzte Orkan, der über unser Gebiet hinwegfegte und weite Landstriche schwer verwüstete, während nur 50 bis 100 Meter weiter weg von meinem Haus mächtige Bäume umknickten, wobei durch die Wucht des Sturmes uralten Kastanien einfach die Krone abgedreht wurde, Lkws umgeblasen wurden, der Strom für Stunden ausfiel, weil die ganzen Überlandleitungen stark in Mitleidenschaft gezogen wurden; ein Heulen, das die Luft erfüllte, wie ich es nie zuvor gehört habe - jedoch hier in der Strasse, wo ich wohne, nur ein heftiger Wind blies, mehr nicht. Meine Gelassenheit lässt nicht nach, denn ich bin bemüht, das Ganze zu verstehen. Die Leute haben sich nicht einmal aus ihrem Garten vertreiben lassen, denn es war ein lauer, gemütlicher Abend - sie gingen nicht einmal ins Haus, denn es gab ja keinen Grund dafür; sie rannten zwar wie aufgescheuchte Hühner im Garten herum, mit Taschenlampen, weil inzwischen der Strom ausgefallen war. Alle wunderten sich zwar über das jaulende, sich urweltlich anhörende Geheul, das die Luft erfüllte, doch niemand wusste im Moment, was wirklich los war und woher der Stromausfall kam, denn der Sturm fand abseits statt. Es war eine gespenstische Situation - hier, wo ich wohne, herrschte nur starker Wind, doch mehr nicht; das ganze Ausmass des Sturmes erfuhr man erst später.