Beobachtung einer Rematerialisation

Während eines heissen Sommertages anfangs der Neunzigerjahre, als wir, mehrere Gruppemitglieder sowie Besucher, mit Gartenarbeit beschäftigt waren, überraschte uns plötzlich ein gewaltiges Gewitter. Der Himmel öffnete seine Schleusen und ein heftiger Platzregen drohte uns völlig zu durchnässen. Schnell suchten wir Schutz unter dem Vordach vor der Haustüre des Centers. Dicht aneinandergedrängt genossen wir das himmlische Schauspiel und warteten auf das Ende des Regenschauers. Neben mir stand Christina und sie sprach mich leise an. Sie wollte wissen, ob auch ich die Beobachtung gemacht habe, dass Billy vorhin noch gar nicht unter uns gewesen sei, jetzt aber, ohne dass wir das geringste gehört haben, sass er plötzlich hinter uns auf seinem Stuhl neben dem Sofa. Wenn er schon hier gewesen wäre, als wir vom Garten gerannt kamen, hätten wir ihn sehen müssen, so mutmassten wir. Dass er in der Zwischenzeit, ohne dass wir etwas bemerkt hatten, hinter uns Platz genommen hat, kam uns doch sehr unwahrscheinlich vor. Sicherlich hätten wir doch zumindest seinen Schlüsselbund klingeln gehört, der uns auch sonst immer sein Kommen ankündigt. Wir hätten auch seine Schritte hören müssen, oder ein Stühlerücken oder sonst irgend etwas, denn auf dem engen Raum gab es mehrere Hindernisse zu überwinden, die uns in Bewegung hätten versetzen müssen, wenn Billy zwischen unserer dichtgedrängten Gruppe hätte hindurchgehen wollen. Natürlich machte das Gewitter und der Regen auf dem Dach einen ziemlichen Lärm und wir waren abgelenkt durch das faszinierende Spektakel, aber trotzdem, wir hätten unweigerlich etwas bemerken müssen, davon waren wir überzeugt. Nun sass er also hinter uns und wir hatten keine Erklärung für sein plötzliches, lautloses und unbemerktes Erscheinen.

Noch etwas war sehr eigenartig, und ich musste zweimal hinschauen, denn Billy sah nicht aus wie sonst, eher wie eine in Stein gemeisselte klassische, altgriechische Statue, die granitgrau im Zwielicht schimmerte. Seinem Gesicht und der Gestalt fehlte nicht nur die gewohnte Farbe, auch seine Persönlichkeit schien sich noch in weiter Ferne zu befinden. Sein Körper war zwar anwesend, aber ‹Billy› bewusstseinsmässig trotzdem noch abwesend. Dieser gespenstische Zustand dauerte etwa fünf bis zehn Sekunden, bis er endlich wieder vollständig lebendig wurde. Seine natürliche Gesichtsfarbe kehrte zurück, er begann sich zu bewegen und auch der vertraute Klang seiner Stimme war nun zu hören, wie auch das Klingeln seines Schlüsselbundes, als er sich bewegte.

Es war insgesamt sicher nicht mehr als eine halbe Minute vergangen, während das Gewitter mit Blitz, Donner und Regen die Aufmerksamkeit aller auf sich gezogen hatte - ausser eben Christinas und meine. Unsere rätselratenden Gedanken und beobachtenden Blicke waren ganz eingenommen von diesem seltsamen und eigenartigen Erlebnis, das wir bis heute nicht vergessen haben und wahrscheinlich auch nie vergessen werden.