Gouverneur Arnold Schwarzenegger

Als gewählter Gouverneur haben Sie auch um die Stimmen homosexueller und lesbischer Menschen geworben. Folgedessen basiert mit grosser Wahrscheinlichkeit Ihr Wahlerfolg auch auf den Stimmen solcher Menschen des Staates Kalifornien. Daher arbeiten Sie auch im Auftrage vieler lesbischer und homosexueller Bürger/innen und sehr vieler anderer Mitmenschen, deren Vertrauen Sie vor den Wahlen gewonnen haben, es aber missbrauchen, wenn Sie sich gegen diese stellen.

Das Vertrauen der Menschen zu missbrauchen oder es zu missachten, ist eine der schlimmsten Charaktereigenschaften. Lassen Sie diese unehrenhafte Eigenschaft nicht zu einem typischen Charakterzug eines verantwortungslosen Politikers werden. Andere Menschen in ihrer Entwicklung zu hemmen oder ihnen ihre grundlegenden Bedürfnisse zu verbieten oder diese zu kriminalisieren, zeugt von gleichgültiger Missachtung elementarer Menschlichkeit. Homosexuelle Männer oder lesbische Frauen sind keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben. Sie denken anders und fühlen anders. Ist das in Kalifornien und in Ihrem Sinn bereits ein Verbrechen? «Denken Sie einmal daran, wenn einem Ihrer Kinder oder sonst jemandem Ihrer Familie die andere Sexualität eigen würde, die Sie so vehement, verständnislos und verantwortungslos verdammen, sich darüber erheben und sich anmassen, in dieser Sache Richter und Gott zu spielen.»

In Ihren Filmen geben Sie sich oft als Kämpfer für Gerechtigkeit und Ordnung, als Beschützer und Kämpfer gegen das Böse. Doch, Herr Gouverneur, die gleichgeschlechtliche Liebe, ob männlich, homosexuell, oder weiblich, lesbisch, gehört nicht zum Bösen, sondern entspricht vielmehr einer naturgegebenen Eigenart bestimmter Menschen. Dies trifft auch dann zu, wenn die lesbische oder homosexuelle Lebensform und deren Lebensweise nicht Ihrer persönlichen Ansicht und Weltsicht entspricht. Doch Toleranz und Verständnis für andere Lebensweisen, Lebensformen, politische oder soziale Sichtweisen zeugt auch hier von persönlicher Reife, von Grösse und Edelmut.

Vertreiben Sie Ihre unklaren, unwirklichen Einbildungen und unrealistischen Vorstellungen bezüglich der Homosexualität und des Lesbierismus aus ihrem Bewusstsein. Kein einziger Mensch auf diesem Planeten ist vor Irrtum gefeit. Verharren Sie nicht in horrender Unlogik, Engstirnigkeit, Fremdbeeinflussung, falschem Stolz oder der Verfechtung fremder Interessen. Überdenken Sie daher noch einmal in Weisheit und Gerechtigkeit Ihre falsche Einstellung und Ihren Entschluss zum Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe «sowie der Befürwortung der Todesstrafe.» Entscheiden Sie jedoch so, dass Sie allen Mitmenschen und eines Tages auch Ihren Kindern und Enkelkindern mit gutem Gewissen ehrlich in die Augen sehen können. Machen Sie es nicht so, dass Ihre Entscheide «deren Glück und Freude sowie deren Frieden, Freiheit und Harmonie verhindern und die Liebe zerstören, ehe sie sich auch nur entwickeln kann.» Nutzen Sie daher Ihre Intelligenz, Ihre Vernunft und Ihren Verstand, um zu lernen und Ihre wertvollen Erfahrungen in neue Projekte, in mutige Entscheidungen und Gesetzgebungen fliessen zu lassen. Informieren Sie sich ohne Beeinflussung durch fremde politische, wirtschaftliche oder kultreligiöse Interessen im Hintergrund über die wichtigen Themen Todesstrafe und Homosexualität.