Gouverneur Arnold Schwarzenegger

oder: … ein offener Brief an den Österreicher und kalifornischen Gouverneur zum Thema: Todesstrafe und Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften in Kalifornien

(Bei den Sätzen oder Satzteilen zwischen Anführungs- und Schlusszeichen handelt es sich um Zitate von ‹Billy› Eduard Albert Meier.)

Mitte Februar 2004 haben Sie, Gouverneur Arnold Schwarzenegger, das Justizministerium aufgefordert, gegen Eheschliessungen gleichgeschlechtlicher Paare in San Francisco einzuschreiten, dies, obwohl ein Gericht in Massachusetts sowie die Stadtbehörden in San Francisco und Gemeinden im Staat New Mexico Lebensgemeinschaften und das Heiraten unter gleichgeschlechtlichen Paaren für zulässig erklärten. Entgegen Ihrer Ansicht und Überzeugung weise ich Sie aber darauf hin, dass Sie mit Ihrer Aktion zur Untersagung homosexueller Ehen einen Akt unbeschreiblicher Diskriminierung bestimmter Menschengruppen in die Wege leiten; so nämlich die Erniedrigung, Geringschätzung und Herabwürdigung von Millionen lesbischer Frauen und homosexueller Männer. «Das gleiche gilt in noch viel schlimmerer Weise, dass Sie die Todesstrafe befürworten und diese gnadenlos auch vollstrecken lassen, obwohl kein Mensch das Recht hat, über Leben und Tod zu entscheiden und also Menschen selbstherrlich, machtbesessen und selbstgerecht in den Tod zu schicken.»

Tatsächlich ist es sehr einfach, im Leben Fehler oder Irrtümer zu begehen; die Behebung und Korrektur derselben kann jedoch eine ganze Lebenszeit in Anspruch nehmen - und es kann zu einer sehr schmerzhaften Erfahrung werden. «Und es ist äusserst einfach, primitiv und grossschnäuzig, über Menschen ein Urteil zu fällen und sie dem Tod zu überantworten, wenn es sich dabei nicht um eigene Angehörige oder nicht um die eigene Person, sondern um Fremde und einem Unbekannte handelt.»

Das schöpferische Gesetz der Kausalität wird eines Tages unweigerlich seinen Tribut fordern. Können Sie die Unterdrückung, Unbilligkeit und die Unterjochung bestimmter Menschengruppen oder Minderheiten mit Ihrem Gewissen vereinbaren? Selbstkritik, Selbstprüfung und Reflektierung eigener Handlungen sind hohe Tugenden und bilden einen wichtigen Teil der Persönlichkeitspflege. Die Fähigkeit hierzu zeugt von menschlicher Reife und sozialer Kompetenz.

Das Alter und die Lebenserfahrung führen in der Regel zu einer gewissen Weisheit, Besonnenheit und Klarheit. Lassen Sie die Geschichte an Ihrem Beispiel nicht das Gegenteil beweisen. Die Geschichte lehrt, dass immer wieder Menschen in Erscheinung treten, die in ihrem Leben eine einmalige Chance erhalten oder eine wichtige Aufgabe zu erfüllen haben. Menschen, die völlig unerwartet und plötzlich irgendwelche Führungspositionen erlangen und zum Wohle der Menschheit wirksam werden könnten, vorausgesetzt, dass diese Menschen den Wert und die Tragweite ihrer Aufgabe zu erkennen vermögen. Sie, Arnold Schwarzenegger, sind für viele Menschen in den USA, Europa und der Welt zu einem hoffnungsvollen Teil der Geschichte geworden, zu einem Träger und Kämpfer für Gerechtigkeit. Man sieht in Ihnen die Verkörperung des einfachen Mannes, der, aus bescheidenen Verhältnissen stammend, durch harte Arbeit zu Ruhm und Ehre kam. Nutzen Sie diese aussergewöhnliche Berufung mit Vernunft, Weisheit und Verstand sowie zum wahren eigenen Menschsein, zu Ihrer persönlichen Entwicklung und zum Wohle der gesamten Menschheit. Seien Sie sich dessen bewusst, dass auch unzählige homosexuelle Männer und lesbische Frauen einen sehr grossen Teil zu Ihrem Ruhm und Erfolg beigetragen haben. Verleihen Sie der amerikanischen Politik den Hauch von Menschlichkeit, Wahrheit, Gerechtigkeit und Bedachtsamkeit, die ihr seit langem verlorengegangen ist.