The American Way of Life

US-Amerika gilt immer noch als der grosse Bruder Europas, der uns scheinbar zur Seite steht, wenn Hilfe gebraucht wird. Als eine der angeblich ältesten Demokratien der Welt und Garant für Frieden und Freiheit konnten wir uns immer auf US-Amerika verlassen. Dem grossen Bruder, der in zwei Weltkriege eingriff, Europa vom Nationalsozialismus befreite, müssen wir Europäer scheinbar immer dankbar dafür sein, und diesem Land US-Amerika müssen wir deshalb alles an politisch-militärischem Grössenwahn durchgehen lassen, egal was auch immer geschieht und welchen Schaden von den US-amerikanischen Regierungen aller Zeiten rund um den Globus angerichtet wurde und wird. Auch über alle Formen eklatanter Menschenrechtsverletzungen (Todesstrafe, psychische Folter an Gefangenen, Jugendcamps, in denen junge Straftäter physisch und psychisch gebrochen werden, usw. usf.), die innerhalb und ausserhalb der Vereinigten Staaten von Amerika geschehen, scheint man blind und unfähig geworden zu sein, um sich gemeinsam dagegen zu wehren. Anstatt angemessen dagegen etwas zu unternehmen, schauen vor allem die politischen Institutionen Europas lieber darüber hinweg oder reagieren verschüchtert darauf und unternehmen erst etwas, wenn das eigene Volk zu sehr dagegen aufbegehrt. Oftmals wird von politischer Seite auch der Eindruck erweckt, man habe US-Amerika auf dieses oder jenes Problem aufmerksam gemacht. Dabei nehmen die USA Europa aber gar nicht ernst, doch die Bevölkerung im eigenen Land ist erst wieder einmal beruhigt.

Kein Zweifel, US-Amerika hat den Zweiten Weltkrieg beendet und Europa befreit, aber das war vor nahezu 60 Jahren. Ist es nicht einmal an der Zeit zu sehen, was sich geschichtlich in diesem Zeitraum noch alles ereignet hat und was durch US-amerikanische Interessen und Aussenpolitik an Schaden angerichtet wurde? Müssen wir nicht einmal auch unsere Aufmerksamkeit auf das richten, was US-Amerika alleine in den letzten Jahrzehnten auf unserem Heimatplaneten, der uns allen und nicht nur einer Weltpolizei spielenden, grössenwahnsinnigen Nation gehört, angerichtet hat, seitdem der Zweite Weltkrieg und der Kalte Krieg beendet sind? Es geht dabei nicht um Antiamerikanismus, sondern um die Betrachtung von Tatsachen und Fakten, die, geschichtlich und aus der Gegenwart gesehen, uns alle in ihren Auswirkungen erschüttern und das auch in Zukunft tun werden - mit ungeahnten negativen Konsequenzen für die gesamte Menschheit.

Dieser Planet gehört nicht nur einem Land, das ökonomisch allen anderen Staaten der Erde voraus ist und über den grössten technologischen Vorsprung vor anderen verfügt. Dieser Planet gehört allen, unabhängig von ihrem wirtschaftlichen und technologischen Stand. Wie kommt es aber, dass Europa der US-amerikanischen Aussenpolitik eine unglaubliche Narrenfreiheit zukommen lässt, wie Eltern, die ihrem Kind alles durchgehen lassen? Gewiss, wir sind innerhalb Europa dem Wirtschafts- und Militärriesen US-Amerika bei weitem nicht ebenbürtig und haben deswegen immer noch einen Minderwertigkeitskomplex, und gerade darum ist es für Europa Zeit, aus seinen Kinderschuhen zu wachsen und endlich in jeder Hinsicht selbständig und unabhängig von US-Amerika zu werden - das Potential dazu haben wir. Aber unsere unfähigen Volksführer mit ihrem landesspezifischen Egoismus und mit ihrer Angst US-Amerika gegenüber sind noch immer nicht dazu in der Lage, einen solchen Gegenpol systematisch aufzubauen.