Exekutionen decken steigenden Bedarf nach Organen

Der folgende Artikel wurde uns per Fax aus Hongkong zugesandt.

South China Morning Post; 20. Oktober 2001
(Siehe auch Kontaktbericht Nr. 238 vom Samstag, dem 18. Mai 1991, 00.55h)

Exekutionen decken steigenden Bedarf nach Organen

In einem schwacherleuchteten russischen Hotelzimmer sitzend, erzählte Huang Pan, ein Gefängnisbeamter, der nur Stunden zuvor über die Grenze geflohen war, nüchtern über den Nachschub von Organen für die Mehrzahl der Transplantationen in China.

«Exekutierte Verurteilte sind grundlegend die einzige Quelle für Transplantationen», sagte Herr Huang, und er erklärte, wie die Spitäler und Arrestzentren mit den Gerichten zusammenarbeiten, um die Tötungen mit lebensrettenden Operationen zu koordinieren, damit die Organe frisch ab den Verurteilten transplantiert werden können.

Die Praxis ist so verbreitet und die Nachfrage nach Organen so dringlich, dass wenige überprüfungen existieren, um sicherzugehen, dass die Gefangenen tot sind, bevor ihre Organe entnommen werden, sagen Insider.

Ein Arzt behauptet, Zeuge gewesen zu sein, als einem Gefangenen die Nieren entnommen wurden, derweil der Mann noch immer atmete.

Die Regierung verneint die unfreiwillige Entnahme von Organen. Aber glaubwürdige und detaillierte Berichte von Herrn Huang und anderen Interviewten zeigen Umrisse eines grossen Systems, bei dem von exekutierten Gefangenen Nieren, Lebern, Lungen, Netzhäute und andere Organe entnommen und reichen Patienten transplantiert wurden; Operationen, die den Spitälern jährlich mehrere Zehnmillionen Dollars einbringen.

Im letzten Jahr wurde in China von mehr als 5000 Nieren-Verpflanzungen berichtet, wobei eine solche Operation für Einheimische ungefähr 6000 US$ (46700 HK$) kostet - ein Bruchteil der Kosten im Westen. Ausländer werden mit Kosten von irgendwo zwischen 10000 und 50000 US$ belastet.

Herr Huang war nicht direkt daran beteiligt, Gefangene in unfreiwillige Spender umzuwandeln, aber er arbeitete mit Leuten, die dies taten. Er sagte, dass die Praxis allgemein bekannt sei unter den Leuten im Polizei- und Strafsystem des grössten Gefängnisses der Provinz Liaoning, Shenyang Gefängnis Nr. 2.

Er verliess China, weil er seine Festnahme befürchtete, da er einer anderen Person geholfen hatte, das Land zu verlassen. Er ist nun in Russland und hofft, im Westen einen sicheren Zufluchtsort zu erhalten.

Da es keine Beweise gibt, dass die von den Gerichten verhängte hohe Zahl an Todesurteilen im Zusammenhang steht mit der hohen Nachfrage nach Organen, ist der Nachschub steigend. Gemäss einigen Schätzungen werden dieses Jahr 10000 Leute getötet werden, da die Regierung einige der drastischsten Massnahmen der letzten 25 Jahre gegen das Verbrechen durchführt.

Viele derer, die sterben und ungewollt Spender werden, dürften unschuldig sein, da sie in beschleunigten Gerichtsverhandlungen verurteilt werden, welche auf Geständnissen beruhen, die unter Folterung herausgepresst wurden.

Die Familien wurden selten orientiert, dass ihren Lieben die Organe entfernt werden könnten, und die Gefangenen wurden nicht um Zustimmung gefragt, sagte Herr Huang. «Ganz bestimmt wird keine Familie einwilligen, dass ihren Lieben Organe entnommen werden», sagte er. «Und Gefangene, die sich freiwillig melden, gibt es nicht.» Sind die Organe nach der Exekution entnommen worden, wird der Körper unverzüglich kremiert.