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Freitag, 20. August 1999

Keine Infektion bei Schweinezellen-Transplantation

Washington (dpa) - Die Transplantation von Schweine-Organen ist möglicherweise nicht so gefährlich wie befürchtet. Zu diesem Ergebnis kommt eine britische Studie an 160 Patienten. Keiner dieser Empfänger lebender Schweinezellen infizierte sich mit dem verbreiteten Schweine-Virus PERV (Porcine Endogenous Retrovirus).

Die Möglichkeit, dass ein solches Virus ähnlich wie HIV von Tieren auf den Menschen übergeht und dort zu neuen Krankheiten führt, lässt Mediziner bislang vor der Übertragung von Schweineorganen zurückschrecken.

Forscher der Firma Novartis und der amerikanischen Zentren für Gesundheitskontrolle und -vorbeugung (CDC) in Atlanta um Khazal Paradis in Cambridge (Grossbritannien) werten ihr Studienergebnis nun als ein «ermutigendes» Signal. Sie stellen es im Wissenschaftsmagazin «Science» (Bd. 285, S. 1236) vom Freitag vor.

Ihr Kollege Robin Weiss vom University College London erläutert in einem «Science»-Kommentar, dass wenigstens 50 Varianten des PERV-Virus ihre genetischen Bausteine dauerhaft in das Erbgut von Schweinen «eingraviert» haben, ohne jedoch die Tiere zu schädigen. Die PERV-Gene werden automatisch durch Transplantation an den Menschen weiter übertragen, warnt Weiss. Aus der relativ kleinen Studie lasse sich jedoch noch kein allgemeingültiger Schluss ziehen. Eine Infektion unter 1000 Xenotransplantationen würde ausreichen, um eine Parallele zur Aidsepidemie zu schaffen.

Andererseits zwinge die steigende Nachfrage nach Ersatzorganen zur Suche nach Alternativen, so Weiss. In den USA gibt es wenigstens 53000 Anwärter auf ein Transplantat. Jeden Tag sterben zehn Kranke, weil es nicht genügend menschliche Organe gibt und die Bereitschaft zur Spende weiter sinkt. Auch in Deutschland warteten im vergangenen Jahr einige tausend Patienten auf einen geeigneten Ersatz für ihr krankes Herz, ihre zerstörte Leber oder kaputten Nieren. Nicht einmal jeder zweite erhielt das lebensrettende Organ eines Unfallopfers.