Solares Rätsel nähert sich einer Lösung

«Es scheint, dass wir einer Erklärung sehr nahe sind, warum die Sonnen-Corona mehr als 100 mal heisser ist als die Sonnenoberfläche – die Lösung eines 55 Jahre alten Rätsels», sagte Dr. George Withbroe, Direktor des Sonne-Erde-Verbindungs-Programms am NASA-Hauptquartier in Washington, DC. «Diese Resultate unterstreichen die Wichtigkeit von Langzeitstudien der wechselnden Bedingungen auf der Sonne, von einem Aussichtspunkt im Raum.»

Energie fliesst von den Schleifen, wenn diese interagieren, und produziert elektrische und magnetische ‹Kurzschlüsse›. Die sehr starken elektrischen Ströme in diesen Kurzschlüssen sind es, die die Corona auf mehrere Millionen Grad erwärmen. Bilder vom ‹Extreme ultraviolet Imaging Telescope› (EIT) und dem ‹Coronal Diagnostics Spectrometer› (CDS) beim SOHO zeigen die heissen Gase der sich stetig ändernden Corona, die auf die sich auf der Sonnenoberfläche entwickelnden Magnetfelder reagiert.

Die Beobachtungen mit dem SOHO-‹Michelson Doppler Imager› (MDI) lieferte langzeitliche, hochauflösende und gutkalibrierte Zeitrafferfilme der Magnetfelder auf der sichtbaren Oberfläche oder ‹Photosphäre› der Sonne. Diese enthüllten die rasch wechselnden Bestandteile, die von Title ‹Magnetteppich der Sonne› genannt werden, einem Sprühregen von Zehntausenden von magnetischen Konzentrationen. Diese Konzentrationen haben sowohl Nord- als auch Südpole, die die ‹Fusspunkte› der Magnetschleifen sind, welche sich in die Corona hinein erstrecken.

Wie Feldbiologen, welche die Grösse und Lebenszyklen von Tierherden studieren, analysierten die SOHO-Forscher Erscheinungen und Verschwinden einer grossen Anzahl der kleinen magnetischen Konzentrationen auf der Sonnenoberfläche. «Wir finden, dass, nachdem eine typische kleine magnetische Schleife hervortritt, sich diese aufsplittert (fragments) und herumtreibt, und dann in nur 40 Stunden verschwindet», sagte Title. «Es ist sehr schwierig zu verstehen, wie solche kurzlebigen Effekte von der magnetischen Dynamoschicht, die über 100000 Meilen unter der Sonnenoberfläche liegt, angetrieben werden. Dies könnte ein Beweis sein dafür, dass unbekannte Prozesse in oder nahe der Sonnenoberfläche an der Arbeit sind, die andauernd solche Schleifen auf der ganzen Sonne formen.