Der Drahtzieher

Korff war damals untergetaucht und trat erst 1993 wieder öffentlich auf. Er hatte es geschafft, zum ersten Mal in seinem Leben in die Schweiz zu fahren, unter falschem Namen, und im Hippie-Look das jedermann zugängliche 'Semjase-Silver-Star-Center' Meiers zu besuchen und ein paar Fotos und Schriften zu erwerben. Eben damit spielte er sich jetzt als 'objektiver Untersucher' des Falles auf. Auf Vorträgen prahlte er damit, fliessend Deutsch zu sprechen und Meiers Bezugsquellen für Helium - laut Korff arbeitet Meier mit UFO-Modellen, die an heliumgefüllten Ballons hängen - und Fachliteratur identifiziert zu haben. All dies erwies sich bei näherer Hinterfragung als Bluff. Korff beherrscht nur wenige Worte Deutsch, und seine grosse Leistung bestand darin, in Winterthur einen Buchladen und einen Laden für Helium gefunden zu haben, in dem Meier allerdings unbekannt ist. Zwei Jahre später erschien Korffs Buch, komplett mit 'Computeranalysen' der Meier-Fotos. Auf dubiosen Relief-Rasterungen erscheinen jetzt ganze Wäschespinnen von Aufhängefäden über den UFOs, wobei man sich fragt, warum nicht ein simpler Aufhängefaden genügt hätte. Nimmt man sich schliesslich die Originalfotos vor und wiederholt Korffs Analyse mit derselben Software, sind plötzlich keine Fäden mehr da - oder erweisen sich als simple Kratzer auf dem Abzug.

Bei öffentlichen Auftritten behauptet Korff, "keineswegs ein Skeptiker" zu sein. Auch sei er "völlig unvoreingenommen an den Fall herangegangen." Beides ist nicht wahr. Korff hatte schon 1980, bevor er je Schweizer Boden betrat, den Meier-Fall als "infamsten Schwindel der Ufologie" bezeichnet, war also bei seinem Schweiz-Besuch 1991, den er zum 'Undercover-Trip to Switzerland' hochstilisiert, längst voreingenommen. Zudem hat er eine Tendenz zum Flunkern. So schildert er wortreich und in James-Bond-Manier, wie er sich angeblich nachts noch einmal auf die Meier-Farm schlich, Meiers blutrünstigen Hunden nur knapp entkam und Bodenproben einer angeblichen UFO-Landestelle entnahm. Bedauerlicherweise hatte Meier zum fraglichen Zeitpunkt keinen Hund und die Landestelle war schon seit Jahren nicht mehr zu sehen. Statt einen von Meiers Zeugen zu interviewen traf sich Korff dann nur noch mit den Angehörigen eines verstorbenen früheren Meier-Anhängers, der später zum entschiedenen Meier-Gegner wurde, als ihm durch eine 'Vision' 'offenbart' worden war, dass Billy M. "der Teufel höchstpersönlich" sei.

Weiter ist Korff ganz gewiss Erzskeptiker, denn er verlegte sein Buch nicht nur im amerikanischen Skeptiker- und Freidenker-Verlag 'Prometheus-Books', sondern 'entlarvte' gleich zwei Jahre später einen weiteren Paradefall der UFO-Forschung, den Roswell-Absturz. "Natürlich", so Korff, "sagte die US-Luftwaffe 1947 die Wahrheit", und so versucht er (mit fadenscheinigen Argumenten) zu 'beweisen', dass damals tatsächlich nur ein Ballon abstürzte. Ähnlich 'wertvoll' ist Korffs auf CNN präsentierte 'Analyse', die beweisen sollte, dass John F. Kennedy 1963 nur von den Kugeln Lee Harvey Oswalds getroffen wurde und es keine anderen Schützen - und damit keine Verschwörung - gegeben habe.