Mensch der Erde, höre...

Also ergibt sich, dass nicht nur jeder Jünger und jede Jüngerin einer Religion, Sekte, Philosophie oder sonstigen Weltanschauung nicht nur eifrig der vorgegebenen Lehre folgt, sondern auch der eigenen, die aus der persönlichen Ansicht und Meinung sowie aus dem eigenen Charakter, der eigenen Persönlichkeit, den eigenen Tugenden, Erwartungen, Begierden, Bedürfnissen, Hoffnungen und Wünschen usw. resultiert. Ein noch etwas halbwegs vernünftiger Mensch lässt sich von religiösen, sektiererischen, philosophischen oder sonstigen weltanschaulichen Lehren nur gerade soweit leiten, dass er nur das Wertvolle und Wirklichkeitsmässige sowie Nachvollziehbare daraus für sich nimmt und umsetzt, während der bereits Befangene in gewisser Weise schon hörig ist und die effective Realität mit reinen nicht mehr nachvollziehbaren, wirklichkeitsfremden und rein glaubensmässigen Dingen durchsetzt.

Kann so mit dem noch halbwegs vernünftigen Anhänger resp. Gläubigen einer der genannten Lehren noch einigermassen vernünftig und verständlich über alles geredet und diskutiert werden, so ist das beim Befangenen und Hörigen einer Lehre bereits nicht mehr möglich. Und genau das bedeutet, dass zwei Menschen in bezug auf ein diesbezügliches Gespräch nicht mehr einen Weg in Freundschaft, Liebe, Würde und Ehre finden und sich also nicht mehr verstehen können, wenn zwei verschiedene Ansichten und Meinungen gegeben sind. Das bedeutet, dass sich solcherart Menschen nicht mehr die Hand reichen, sich nicht mehr grüssen und einander nicht mehr hilfreich, sondern nur noch Fremde und Feinde sein können, und zwar selbst dann, wenn sie die beiden letzten Menschen auf der Erde wären. Das Ende führt zwangsläufig dazu, dass sie lieber sterben, als vom anderen eine Erklärung oder Hilfe entgegenzunehmen. Erschiessen, erhängen, ersäufen, erschlagen, in die Luft sprengen, im Feuer rösten oder in heissem Oil sieden usw. wird zur Devise. Das insbesondere dann, wenn Menschen fanatisch fremden oder eigenen Lehren verfallen sind, die sie bis aufs Blut verfechten und keinerlei Rücksicht auf das eigene oder auf andere Leben nehmen, weil durch den Fanatismus nicht nur der letzte Rest von Vernunft - wenn eine solche überhaupt gegeben ist - , sondern auch die Achtung vor jeglichem Leben vernichtet wird. Fanatismus nämlich geht weit über jede "Schwärmerei" hinaus, wie der Begriff aus dem Lateinischen definiert ist, denn wahrheitlich gründet er in einem unkontrollierbaren leidenschaftlich-blinden Eifer sowie in einem rücksichtslosen Rausch eines Wahnes, der keine Grenzen kennt und im schlimmsten Fall im Blutrausch und Hass bedenken- und gewissenlos über Leichen geht.