Meditationsposition

Auszug aus "Einführung zur Einführung in die Meditation"

Nach einigen Minuten des regungslosen Verharrens ist es möglich, dass dem Meditierenden die gewählte Sitzposition unbequem erscheint und er sich nach einer Veränderung der Sitzlage zu sehnen beginnt. Vielleicht fangen die Gliedmassen an zu drücken oder die Rüchenmuskulatur beginnt sich zu verkrampfen. Es steigt eine gewisse Unruhe in ihm hoch, die seine schwierig erscheinende Lage zu einer Lösung zu drängen versucht. Der Anfänger wird in diesem Moment seine Sitzposition verändern, nämlich hin zu einer ihm bequem und angenehm erscheinenden Haltung. Allerdings hält seine darauf folgende Erleichterung nicht lange vor, denn schon bald, nach wenigen Minuten, erscheint ihm die gerade neu eingenommene Position ebenso unbequem wie die vorherige. Wieder und wieder wird der Übende so seine Position wechseln müssen und die Meditation gerät bald zur Zappelei. Bereits nach kurzer Zeit wird dem Übenden daher klar, dass das Nachgeben udn das Verändern der Position nicht zum dauerhaften Erfolg führen kann.
Die Lösung dieses Problems, mit dem sich übrigens aushnahmslos alle Menschen konfrontiert sehen , die sich regelmässig in der Meditation üben, liegt im ruhigen und distanzierten Registrieren der aufkommenden Unbehaglichkeit, ohne dieser durch eine körperliche Aktion nachzukommen. Eine körperliche Veränderung wird nicht zum Erfolg führen, deswegen bleibt als einziger Lösungsweg eine Veränderung des Bewusstseins und damit des eigenen Denkens. Man betrachte also gleichmütig die aufsteigenden Gedanken und Gefühle, wie sie sich langsam zum Drang nach einem Positionswechsel entfalten, wie sie aber auch schnell wieder an Intensität verlieren und sogar gänglich vergehen.
Ein stures Durchhalten in der Meditation, bei dem aufkeimende Unbehaglichkeit mit gedanklicher Gewalt zur Raison gebracht werden soll, wird in jedem Fall fehlschlagen. Denn die dadurch zugeführte Energie wird genau das Gegenteil bewirken, nämlich ein noch stärkeres Inkrafttreten der unvorteilhaften Kräfte, die den Übenden in die Knie zu zwingen vermögen. Nur ein leichtes und sanftes Beobachten der vor sich gehenden Prozesse entzieht diesen Gegenspielern ihre unbequeme Energie. Diese Form der anfänglichen Schmerzen, die eigentlich nur ein unangenehmes "Ziehen und Drücken" darstellen, sind völlig normal und harmlos. Nach einer gewissen Zeit der regelmässigen Übung lassen sie jedoch nach und treten nur noch gelegentlich in Erscheinung.
Das bezieht sich im übrigen auch auf die weniger schmerzenden, aber gleichermassen plagenden Störungen wie Juckreiz, Kitzelreiz und Hautkribbeln usw., so dass ein Nachgeben zum Kratzen und Reiben der betroffenden Stellen ebenfalls in den Teufelskreis der endlosen Triebbefriedigung führt.
Gesagt sei noch, dass sich diese Erklärungen nur auf die "Schmerzen" beziehen, die in einem normalen Rahmen Teil der Übungsmeditationen sein können. Ausgeschlossen und daher ernstzunehmen sind all jene Beschwerden, die aufgrund kurzfristiger oder chronischer Erkrankungen den Übenden plagen. Diesbezüglich ist es durchaus ratsam, eine geeignete ärztliche Fachperson zu Rate zu ziehen.

Auf den folgenden Seiten wird eine kleine Auswahl der unendlich vielen Meditations-Sitzpositionen vorgestellt. Die meisten Sitzpositionen können mit den gezeigten Hand- oder Fingerstellungen frei kombiniert werden, sofern es die jeweilige Stellung zulässt.