Tagesbedarf für Vitamin D: Ein Rechenfehler

Wie man einen weitverbreiteten Vitamin-D-Mangel verschwinden lässt
Auch wird immer wieder behauptet, dass Vitamin-D-Mangel in der Bevölkerung unheimlich selten sei. Denn der Mensch könne Vitamin D schliesslich mit Hilfe des Sonnenlichts in der Haut selbst herstellen. Zudem würden Vitamin-D-Vorräte im Fettgewebe angelegt, wovon der Organismus dann im lichtarmen Winter zehren könne. Eine gefährliche Desinformation, wenn man sich ansieht, wie oft der Durchschnittsbürger Zeit und Möglichkeiten hat, ausreichend Sonne zu tanken. Und eine entsetzliche Missachtung jener Studien, die zeigen, dass nahezu jede Krankheit mit einem Vitamin-D-Mangel einhergeht – und Krankheiten, insbesondere die chronischen, nicht gerade selten sind. Trotzdem gibt es Vitamin-D-Mangel nach offizieller Meinung so gut wie nie. Wie kann das sein? Ganz einfach: Man bezeichnet einen Vitamin-D-Blutwert als normal und gesund, der in Wirklichkeit einen gravierenden Mangel anzeigt. Und so hält beispielsweise das IOM Blutwerte von 20 ng/ml für völlig ausreichend. Man fügt noch ‹für die ­Knochengesundheit› hinzu, was den Haken schon ersichtlich macht. Denn bevor ein Vitamin-D-Mangel zum Knochenschwund führt, hat er längst andere chronische Gebrechen verursacht oder verstärkt. Das interessierte die Verantwortlichen bisher jedoch nicht besonders. Und da mehr als 80 Prozent der Erwachsenen einen Vitamin-D-Spiegel von mehr als 10 ng/ml haben (so das Robert-Koch-Institut) und erst Werte von unter 10 ng/ml als echter Mangel gelten, ist alles bestens. Die tatsächlich gesunden Normwerte liegen – so z. B. das Vitamin D Council – bei mindestens 40 ng/ml, ideal wäre ein Wert von 50 ng/ml. Ein leichter Mangel besteht diesen Experten zufolge bereits bei 20 bis 30 ng/ml, während ein schwerer Mangel Werte beschreibt, die unter 20 ng/ml liegen. Jetzt zeigte sich, dass die jahrzehntelangen offiziellen Vitamin-D-Empfehlungen (600 – 800 IE pro Tag) und Warnungen (vor angeblichen Überdosen) nichts weiter als das Ergebnis eines Rechenfehlers zu sein scheinen.

Forscher enthüllen Vitamin-D-Rechenfehler
Wissenschaftler der University California in San Diego und der Creighton University in Nebraska zeigen, dass die von den führenden Wissenschaftlern der USA (National Academy of  Sciences (NAS)/Institute of Medicine (IOM)) und auch in Europa empfohlene Einnahmeempfehlung für Vitamin D viel zu niedrig ist. Der wirkliche Vitamin-D-Bedarf ist zehnmal höher. Mitte März 2015 veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin Nutrients einen Artikel, mit dem sie einen ­Rechenfehler bestätigten, der bereits im vergangenen Oktober von Forschern der University of Alberta School of Public Health entdeckt worden war. Dr. Cedric F. Garland von der University California in San Diego (Department of Family Medicine and Public Health) sagte, das IOM habe den Vitamin-D-Bedarf enorm unterschätzt. Diese wie sich jetzt herausstellte falsch errechneten und viel zu geringen Angaben führten dazu, dass die Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten die enormen Auswirkungen eines Vitamin-D-Mangels erleiden musste und häufig nicht ausreichend Vitamin D erhielt, um die Knochengesundheit und auch die allgemeine Gesundheit zu sichern.