Überraschende Übereinstimmung

Doch zurück zur Rede Putins, in der er – wie den Medien übereinstimmend zu entnehmen war – nicht nur den ehemaligen Alliierten für ihre ‹Beteiligung am Sieg› über Hitler-Deutschland dankte, sondern auch anderen ­antifaschistischen Ländern, in denen im Widerstand und im Untergrund gegen die Nazis gekämpft wurde. ­Ausserdem sagte er, dass die Grundprinzipien der internationalen Zusammenarbeit, die nach den Leiden des Zweiten Weltkrieges entstanden seien, in den vergangenen Jahrzehnten immer häufiger ignoriert wurden. Mit einem berechtigten Seitenhieb auf die USA erläuterte er, dass versucht werde, eine ‹einpolige Welt› und ein neues Blockdenken zu schaffen, und er sagte wörtlich: «All das unterspült den Frieden.» Und dann erklärte er: «Es muss unsere gemeinsame Aufgabe sein, ein System aufzubauen, das gleiche Sicherheit für alle Staaten ­garantiert und den aktuellen Bedrohungen entspricht. Nur so können wir Frieden und Ruhe auf dem Planeten gewährleisten.»

Zwei Tage später, am 10. Mai, spätabends gab mir Billy den ersten Teil des neuesten 622. Kontaktberichtes vom 7. Mai 2015, den er gerade eben abgerufen und niedergeschrieben hatte, zur Vorkorrektur, die ich dann am 11. Mai am Vormittag auch an die Hand nahm. Bei dieser Vorkorrektur fiel ich dann vor Erstaunen beinahe vom Stuhl – hatte doch Putin präzise die gleichen Worte gebraucht, die auch Billy beim Gespräch mit Ptaah ver­wendet hatte. Es kam mir vor, als ob Putin als braver Schüler neben Billy und Ptaah gesessen und sich aufmerksam deren Worte hinter die Ohren geschrieben hätte, um sie dann bei nächster Gelegenheit, nämlich zwei Tage später, in seiner Gedenkrede zum Ende des Zweiten Weltkrieges wörtlich zu zitieren.

Eigentlich überrascht mich nicht mehr viel, wenn es darum geht, dass Themen, die in den Kontakten ange­sprochen wurden, zeitnah aufgegriffen werden, aber eine solche Übereinstimmung und eine derartige Zeitnähe und Präzision in der Wiederholung ist wirklich aussergewöhnlich. Schade nur, dass dann eine Zeitung wie die als seriös und kompetent geltende ‹Die Welt› sich erblödet, Putin wegen seinen Äusserungen anzugreifen und hinunterzumachen, indem der verantwortliche Redakteur schreibt: «Trotz der Wichtigkeit einer solchen Kooperation habe man in den vergangenen Jahrzehnten ‹Versuche gesehen, eine einpolige Welt zu schaffen›. Damit teilte er gegen die USA aus. Diese Redewendung wird von Russland benutzt, um das angebliche Ziel der Vereinigten Staaten zu kritisieren, das Weltgeschehen zu dominieren.» Damit offenbaren sich die Wahrheits­ferne, Kurzsichtigkeit und Dummheit des verantwortlichen Journalisten und seiner Vorgesetzten, die ebensowenig die Tatsache erkennen wie die verantwortungslosen Politiker westlicher Prägung, nämlich dass die USA in ihrem Grössenwahn tatsächlich bestrebt sind, eine einpolige Welt unter ihrer Fuchtel zu schaffen und dabei nicht davor zurückschrecken, den ohnehin schon wackeligen Weltfrieden weiter zu unterminieren und aufs Spiel zu setzen. Dass sie in ihrer Verantwortungslosigkeit Russland in die Arme Chinas treiben, statt sich selbst gewogen zu machen, das sehen sie in ihrer Machtgeilheit und in ihrem Wahn, Weltpolizei spielen zu müssen, leider nicht.