WZ-Nr. 156: Verbale Angriffe

Diese und ähnliche Dinge sind aber sein ureigenstes Problem und haben mit mir nur am Rande zu tun, denn meine Sommersprossen können z.B. Assoziationen in ihm wecken, die ihm nicht einmal bewusst sein müssen und mit mir als Menschen in ­keinerlei Zusammenhang stehen. Was im einzelnen dahintersteckt, weiss ich also nicht unbedingt, aber dennoch kann ich den anderen Menschen im wesentlichen verstehen, nämlich in seinem Menschsein, und ihm das auch zu spüren geben, so dass er es nicht mehr nötig hat, sich weiterhin so würdelos zu benehmen.

Wir können im Idealfall eine gemeinsame Basis finden, auf der ein normaler, zunehmend netter, ja mitunter gar herzlicher Kontakt stattfinden kann, weil der andere wahrnimmt, dass er mir als Mensch gleichwertig ist mit all seinen Fehlern und Schwächen, die ich ja auch habe.
Leider funktioniert es nicht in jedem Fall, manchmal sind negative Faktoren in Form von Hass, Ablehnung, Eifersucht, Missgunst, etc. so tief verankert, dass keine anders gepolte Werte durchdringen ­können oder dann nur zum Schein. Wenn das der Fall ist, dann versuche ich mich zu schützen, innerlich neutral zu bleiben, die Bemühung zur mitmenschlichen Liebe zu wahren und es möglichst nicht persönlich zu nehmen (was mir allerdings nicht immer restlos gelingt), denn der effektiv Leidtragende ist in erster Linie der Mensch, der an diesen Übeln leidet und sie nicht unter seine Kontrolle bekommt.
Böse verbale Angriffe werden, so sie nicht in einer Unbedachtheit gründen, in der Absicht verübt, den anderen Menschen zu kränken und zu verletzen. Der Angegriffene fühlt sich dann in der Regel in seiner Unversehrtheit so sehr verletzt, dass er ausser sich gerät, das heisst, seine Gelassenheit und seine Vernunft bleiben auf der Strecke, und er versucht mit gleicher Wucht zurückzuschlagen oder sich zu verteidigen. Dadurch entwickelt sich eine Spirale der gegenseitigen Verletzungen, des Streits, der Gemeinheiten, des Hasses und der Lieblosigkeiten, die bis zu Handgreiflichkeiten ausarten und sich über Monate und Jahre, ja über ein ganzes Leben hinziehen können. Aus einem Konflikt in diesem Stadium erwachsen keine Sieger, sondern nur traurige, verbitterte, ungeliebte Menschen, die ihr Gesicht verloren haben und die sich nach jeder neuen Rache-Attacke zwar vordergründig im Recht wähnen und sich brüsten; innerlich aber quält sie ein schales und nichtswürdiges Gefühl, dass es zum Fürchten ist und das letztlich auch krank macht. Um solche Bedauerlichkeiten zu beobachten, müssen wir nicht die Tagesschau konsultieren, denn in unserem nächsten Umfeld ergeben sie sich tagtäglich.
In Billys neuestem, noch unveröffentlichten Buch ‹Gesetze und Gebote des Verhaltens› wird dieses Thema auch behandelt. Hier ein paar wenige Anregungen dazu: