Auszug aus dem 601. offiziellen Kontaktgespräch vom 10. November 2014

Und weil sich diese Macht nach ihrer Etablierung territorial schnell ausbreitete, war dies für die westlichen Staaten wieder ein neuer Grund zur Schaffung von Angst und eines neuerlichen Feindbildes in bezug auf Russland und dessen Bevölkerung, die besonders im 16. Jahrhundert als barbarisch und brutal verschrien wurden. Und da die Ost-Christenkirche und West-Christenkirche miteinander im Clinch lagen und auch die russische Politik und die des Westens nicht übereinstimmten, wurde Russland zum tyrannischen Feind sowohl in bezug auf die Christenheit als auch auf die westliche Politik sowie das westliche Militärwesen stilisiert. Dass dann Russland des Imperialismus bezichtigt wurde war die Folge dessen, weil es auf dem Balkan sowie in Asien in diversen Staaten Gleichgesinnte um sich sammelte, was natürlich den westlichen Mächten in bezug auf deren Interessen zuwiderlief. Ausserdem mischten sich westliche Mächte in die inneren Angelegenheit Russlands ein, wobei die innere Verfassung beanstandet wurde. Auch der Expansionismus Russlands wurde angeprangert, während derjenige des Westens nicht einmal erwähnt wurde, speziell eben der, den sich die USA seit alters her leisten, die sich weltweit in vielen Staaten einnisteten und diese von ihnen abhängig machten, was auch heute noch getan wird. Russland war wohl seit jeher ein Land, das der Autokratie eingeordnet war, folglich also die nominelle resp. der Form nach die Macht bei einem Herrscher lag. Dies war auch im ausgehenden 19. Jahrhundert noch der Fall, als sich in Europa immer mehr Staaten bemühten, die Teilnahme und Teilhabe des einzelnen Bürgers am politischen Geschehen zuzulassen, während Russland am alten Autokratie-System weiter festhielt, was sich natürlich schlecht vertrug mit der bewusstseinsmässigen, gesellschaftlichen und ökonomischen Dynamik, wovon Russland erfasst wurde. Im Jahr 1917 führte alles dann zur Revolution, was zwangsläufig zur Folge hatte, dass ein anderer politischer Weg eingeschlagen wurde, als dies die westliche Welt erhofft hatte. Folgedem entfremdeten sich Russland und die Ost-Staaten noch mehr als zuvor, was sich dann noch verschlimmerte, als der Zweite Weltkrieg zu Ende war und die Besetzung Ost-Deutschlands erfolgte, dem dann letztendlich auch der ‹Kalte Krieg› folgte. Weiter habe ich mich auch darüber orientiert, was ich aber auch sonst schon wusste, dass sich mit dem Zerfall der Supermacht UdSSR und dem Ende des ideologischen Gegensatzes das Verhältnis zwischen den westlichen Staaten kurzzeitig geändert hat. Durch das Ende der Sowjetunion verlor diese für den Westen das Wesen der Angst, weil eben das Russland ab den 1990er Jahren in jeder Beziehung sehr geschwächt war und folglich nicht mehr als kraftvoller Feind betrachtet wurde. Dadurch entstand im Westen eine seltsame Form von Sympathie für das neue Russland, wobei diese jedoch nur gerade derart lange anhielt, bis Wladimir Putin an die Macht kam, dem nachgesagt wird, dass er für sein Land wieder den Grossmachtstatus beanspruche – was sein mag oder auch nicht.