Wir von der FIGU distanzieren uns von ‹Charlie›!

Lorenz Langer, Lehrbeauftragter an der Universität Zürich und Autor des Buches ‹Religious Offence and Human Rights›, berührt im zweiten Gastkommentar in der NZZ vom 15. Januar 2015 vor allem die rechtliche Seite, macht jedoch zu Beginn einige interessante Aussagen:
Heute sind wir alle ‹Charlie›. Als aber die Satirezeitschrift ‹Charlie Hebdo› im Februar 2006 mit dem Wiederabdruck der dänischen Mohammed-Karikaturen erstmals für Aufruhr sorgte, war das Echo überwiegend kritisch. Der damalige französische Staatspräsident Jacques Chirac verurteilte sie als offensichtliche Provokationen, die in gefährlicher Weise Emotionen schürten. Anders als seine Tochter heute missbilligte auch Jean-Marie Le Pen die Zeichnungen (nicht ohne bei dieser Gelegenheit aber gleichen Respekt für die Gefühle christlicher Gläubiger zu fordern). Der damalige britische Aussenminister Jack Straw meinte ebenfalls, Pressefreiheit bedeute nicht Freiheit zur unnötigen Provokation; der Abdruck der Karikaturen sei beleidigend, unsensibel, respektlos und falsch. Javier Solana, damaliger Repräsentant der Union für Aussenpolitik, betonte, Pressefreiheit müsse religiöse Symbole achten. Und selbst die amerikanische Regierung äusserte sich kritisch: Das Aussenministerium liess verlauten, es sei inakzeptabel, auf diese Weise religiösen Hass zu schüren. ...»

Diese ‹staatsmännische› Klugheit ist fast total verschwunden. Weshalb? Sind Provokation, respektloses und unethisches Verhalten ‹in›? Sehen die Menschen nicht, was sie damit anrichten? Sind sie nicht in der Lage, vorausschauend abzuschätzen, was sie mit ihrem kriminellen und intelligenzlosen Verhalten anrichten, welche Spirale der Gewalt sie provozieren? Ein Mensch, der einfach mit den Wölfen heult, weil er angesteckt wird, ohne sich zu überlegen, wofür er denn wirklich heult und welches die Konsequenzen sind, ist ein erbärmlicher Typ, egal ob es sich dabei um einen angeblich gebildeten Menschen oder um einen fanatisierten Anhänger irgendeiner Religion oder Partei handelt.