Fern der Realität …

Nach den Morden und danach, dass die Täter von der französischen Polizei gestellt und nicht minder brutal und rücksichtlos ‹umgenietet› wurden, wie die teilweise unschuldigen Opfer selbst, wurde am folgenden Sonntag, am 11.1.2015, in Demonstrationen und Massenmärschen der ‹bedauernswerten Opfer› gedacht. Wenn die Gesichter der Menschen, die an diesen Trauermärschen teilnahmen, betrachtet werden, dann lässt sich leicht feststellen, dass der grösste Teil von ihnen weder ehrliche Anteilnahme noch Mitgefühl empfand, sondern schiere Gleichgültigkeit und stille Erleichterung, dass es andere und nicht sie selbst getroffen hatte. Bei allem waren sie sich auch nicht dessen bewusst, welch gefährliches Signal in Wirklichkeit mit der Durchführung eines solchen Massenaufmarsches gesetzt wurde – denn für die radikalisierten und fanatischen Islamisten ist ein solcher Aufmarsch nicht eine Demonstration von Stärke und Widerstand, sondern eine Aufforderung, dem teuflischen und gotteslästerlichen Treiben in Europa endlich ein blutiges Ende zu bereiten.
Unehrlichkeit, Dummheit, Ignoranz, Verantwortungs- und Vernunftlosigkeit sowie völlige Realitätsferne, wo immer man in dieser katastrophalen Tragödie – in diesem Desaster – auch hinschaut. Dazu passt wunderbar, quasi wie die Faust aufs Auge, dass die Dutzenden scheinbar mitmarschierenden Staatsmächtigen, die an vorderster Front daran teilgenommen und die Massen anführt haben wollen – wodurch sie angeblich ihre Solidarität bewiesen, allen voran die unsagbare Angela Merkel –, gar nicht wirklich dabei waren, wie die Presse dem leichtgläubigen und dummen Volk weismachen wollte. Die Bilder beweisen, dass sich die Politiker und Staatsmächtigen geschlossen, Arm in Arm, in einer einsamen Nebenstrasse aufgestellt hatten und sich ablichten liessen – weit weg vom Trauermarsch, den sie gar nicht zu Gesicht bekamen und von dem sie nie ein Teil waren –, um ihr kostbares Leben nicht zu gefährden. Sofort nach den Aufnahmen, die alle gestellt waren, stiegen sie wieder in ihre Staatskarrossen und wurden davongefahren. Nur Frankreichs Präsident François Hollande und der französische Premier Manuel Valls schlossen sich nach dem irreführenden Phototermin noch für kurze Zeit den Überlebenden der Attentate auf ‹Charlie Hebdo› und einen jüdischen Supermarkt an, wohl weil ihnen nichts anderes übrigblieb. Nichts, aber auch gar nichts in diesem Desaster ist real oder auch nur wirklichkeitsnah – ausser den Toten, die einen schrecklich vermeidbaren, traurigen Tod sterben mussten –, weil die Tatsachen von allem Anfang an verantwortungslos und vernunftlos missachtet, verkannt und niemals gesucht und deshalb auch nicht gefunden wurden. Der Preis für die Einbildung und die Ignoranz, die den Tatsachen und damit der Wahrheit entgegengebracht wurden, ist immens hoch – alles in allem aber auch gerecht, denn der Wahrheit ins Gesicht zu schlagen und sie zu missachten, bleibt niemals ohne böse Folgen, und so, wie sich die Weltgeschichte zur Zeit darstellt, dominiert von Egoismus, falschen Leitbildern, Machtwahn und abstrusen Ideen, werden wir noch viele gleichartige Katastrophen über uns ergehen lassen müssen.
Wenn der Mensch nicht bereit ist, den Tatsachen und der Wahrheit ins Gesicht zu sehen und gemäss den Erfordernissen vernünftig und verantwortungsvoll zu handeln, sondern es vorzieht zu meinen, dass sich das Universum nach seinen Einbildungen drehen müsse, dann braucht er sich nicht zu wundern, wenn sich kein Frieden, keine Freiheit, keine Gleichberechtigung, keine Einheit, keine Verständigung und keine Harmonie einstellen, sondern seine Welt und seine Gesellschaften von Feindseligkeit, Hass, Mord, Leid, Not und Elend gebeutelt werden. Das ist die tiefere Botschaft und die Realität, die den Attentaten in Paris vom Januar 2015 entnommen werden kann!