Das krankhafte Geschäft mit der Krankheit

Der Grund dafür ist das vermaledeite süsse und salzhaltige Essen, das so reich an Geschmacksverstärkern und allen nur möglichen chemischen Zusätzen ist, die verführende und tötende Ernährung. Gerade der überschüssige Gebrauch von Kohlenhydraten hat denn auch eine drastische Vergrösserung der Umfänge der Bevölkerung, und zwar nicht etwa im demographischen Sinne, provoziert. Was Europa anbelangt, so hat die Statistik der hohen Kennziffern des Bruttofettgehaltes je Kopf der Bevölkerung, wie Experten feststellen, auch die zahlreichen Migranten betroffen, die aus vielen, darunter aus wirtschaftlichen Gründen, das Bild der europäischen ‹Schlankheit› verzerrten. Freilich nicht in solchen Ländern wie Deutschland und Tschechien, wo Menschen, die genetisch alles andere als klein sind, oft der eigenen gastronomischen Tradition, und zwar der Vorliebe für fette Würstchen und reichlich Bier, zum Opfer fallen. Es sei an der Zeit, dass sich der Staat in die unkontrollierte Kohlenhydrierung der Bevölkerung einmische, meint auch die Ernährungsfachärztin Jelena Solomatina. Eine enorme Verantwortung obliege jedoch auch den Eltern. Es sei sehr wichtig, das Kind nicht durch Süssigkeiten zu fördern. Auf diese Weise erzögen Sie ihm Abhängigkeiten an:
«Beliebige Massnahmen, die auf eine Gesundung der Nation abzielen, sind effizient. Ein Kind wird nicht mit einer Vorliebe für das jeweilige Produkt geboren. Es beginnt das zu essen, was ihm Erwachsene vorsetzen, was es in seiner Umgebung sieht, was seine Altersgenossen verzehren. Eine Vorliebe nimmt unter dem Einfluss der Kindheit und gewisser positiver Emotionen Gestalt an. Hat ein Kind etwas Negatives erlebt, ist es gestürzt oder ist es krank, so gibt man ihm Leckerbissen, um es zu beruhigen. Oder es kommt darauf an, dass das Kind ruhig dasitzt und die Eltern nicht stört. Man greift zu einem Leckerbissen als Belohnung. Letzten Endes formt sich eine Abhängigkeit. Als Erwachsener beginnt der Mensch, sobald er sich unwohl oder einsam fühlt, dies mit dem Verzehr von irgendwelchen süssen Dingen zu kompensieren. Oder er hat etwas Ordentliches vollbracht, ein Projekt umgesetzt, und nun will er sich irgendwie belohnen und etwas Schmackhaftes zu sich nehmen. Das Essen wird nicht so sehr zu einem Mittel der Sättigung, sondern zu einem Beruhigungsmittel, zu einem Genussmittel. Die Gewöhnung schlägt den gleichen Weg ein wie auch die Gewöhnung an ein leichtes Rauschgiftmittel, an Nikotin oder Alkohol.»