Leserbrief

Jetzt kommt aber das Beste vom Kuchen. Da sind zwei junge Männer, die für ihr persönlich degeneriertes Wertesystem einfach so zum Spass Menschen ermorden, darin auch noch von wer weiss woher Unterstützung finden und zusätzlich von einer jungen Frau begleitet werden, die über Jahre mit ihnen zusammenlebt und angeblich von allem nichts gewusst hat. Also, sie ist quasi auf einer Art Reinigungsmission mit einem Killerduo unterwegs gewesen, und ihre Hauptaufgabe war, jeden Abend fein für sie zu kochen, damit sie wieder zu Kräften kamen und brandschatzend ihrem Tötungshobby nachgehen konnten. Natürlich hat sie bei all dem Putzen und Kochen gar keine Zeit gehabt, davon etwas mitzubekommen. Sie ist eher ein Opfer der Umstände, denn jedem von uns würde es nicht anders ergehen. Es ist auch völlig normal, dass man über Jahre mit Menschen zusammenlebt, übers Wetter, Kinderkriegen und über Kochgerichte redet, ohne zu wissen, dass man zwei Massenmördern und Tötungsmaschinen gegenübersitzt. Also, an dieser Stelle ist eigentlich klar, dass es sich um eine unschuldige, hilflose, verzweifelte junge Frau handelt, der man wirklich keinerlei Fehlverhalten vorwerfen kann. Im Gegenteil, hätte sie auch nur irgend etwas davon geahnt oder gewusst, sie hätte bestimmt mit dem Kochen und Putzen sofort aufgehört und wäre direkt zur Polizei gegangen, um die beiden anzuzeigen. Ihr Verhalten im Gerichtssaal lässt nur diesen Schluss zu.
Genau hier nimmt jetzt der Justizirrtum seinen Lauf, denn sie wird angeklagt und vor Gericht gestellt. Jeder, der sie dort sieht, fragt sich sofort, wie konnte sie da nur landen? Vor allem zeigt sich, wie gefährlich die Führung eines Haushaltes, all das Bügeln von Hemden ist, wenn man am Ende plötzlich im Gefängnis landet. Alle Hausfrauen auf der ganzen Welt, ihr habt einen Risikojob und dürft euch nicht wundern, wenn ihr plötzlich überführt werdet und die Handschellen klicken. Es handelt sich eindeutig um einen Justizirrtum auf höchstem Niveau.
Das ist ja so, als ob ein Flugzeug abstürzt, der Kapitän kommt dabei ums Leben und die Stewardess wird dann dafür angeklagt und zur Rechenschaft gezogen, weil sie just in jenem Moment an die Kabinentür geklopft hat, um ihm eine Tasse Kaffee zu bringen. Nein, dieser Prozess ist ein Irrtum, da besteht kein Zweifel, und auf der Anklagebank sitzt Dornröschen. Es wird Zeit, dass dieser Justizirrtum sofort beendet wird und die Angeklagte unverzüglich ihre Freiheit wiedererlangt. Dann bekommt sie vom Staat noch eine Entschädigung für die ungerechtfertigte Zeit im Gefängnis, und im Anschluss kann sie ihre Autobiographie schreiben. Diese wird dann mit Brad Pitt, Sascha Hehn und Angelina Jolie verfilmt, und danach kann sie dann bei Günter Jauch in der Sendung eine Beichte über all die Missverständnisse ihres Lebens ablegen, wie sie von ihrem Vater misshandelt wurde, weil der sie immer in die Kirche geschleift hat, und warum Nazis eigentlich den Friedensnobelpreis verdienen …
Vielleicht lässt sie sich aber auch noch erfolgreich vom Verfassungsschutz als V-Frau einsetzen? Wenn sie erst einmal freigesprochen ist, kann sie all ihre Kontakte zu den rechten Häkel- und Kochgruppen aufnehmen, sie unterwandern und unserem Rechtssystem wertvolle Dienste leisten.
Ein weiteres Ereignis nimmt aber, seit sie vor Gericht ist, seinen Lauf. Dieses desaströse, von Paragraphen zerfressene und chaotische Justizsystem zeigt wieder einmal, wie degeneriert und kaputt es in Wirklichkeit ist. Das ist ja das Bemerkenswerte an vielen Justizsystemen in demokratischen Ländern, man hat keine Justiz mehr, die nach Vernunft und Verstand, sondern nur noch nach Paragraphen abgearbeitet wird. Dabei können Anwälte dieses Justizsystem so vorführen, blockieren und auseinandernehmen, dass man eher den Eindruck hat, die Muppet-Show sei wieder am Werk.
Es geht nicht mehr um die Tat und den Täter selbst, sondern es geht darum, dass Anwälte den Paragraphendschungel einsetzen, um ein desolates Justizsystem zu behindern, lahmzulegen und somit der Lächerlichkeit preiszugeben. Diesen Prozess versteht ein Beobachter mit gesundem Menschenverstand schon lange nicht mehr. Es ist auch kein Prozess im eigentlichen Sinn, sondern mehr ‹High Noon› im Gerichtssaal.