Leserbrief
Salome Billy,
in den letzten Monaten habe ich mich einem neuen Lebensabschnitt genähert: Dem Sarkasmus in schriftlicher Form usw. Es ist für mich eine neue Ausdrucksmöglichkeit, um dem globalen zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen, religiösen und politischen Wahnsinn etc. etwas entgegenzusetzen.
Dabei habe ich festgestellt – obwohl sich dieses Projekt ausserhalb der FIGU bewegt –, dass die Reaktionen darauf durchwegs positiv sind und zu Diskussionen, Schmunzeln und Anmerkungen anregen. Auf der anderen Seite werden die Artikel von einer kleinen Leserschaft wahrgenommen, die sich stetig vergrössert. Weil es ein eigener, spezieller Schreibstil und eine Betrachtungsweise ist, regt es recht häufig zum Nachdenken an, und man erreicht die Menschen auf eine ganz andere Art und Weise als sonst. Es gibt mittler weile Artikel zu den unterschiedlichsten Themen, egal ob aus Politik oder Familie, sei es über Teenie-Mütter, dem schwachsinnigen Sprung von diesem österreichischen Frosch aus seiner Kapsel (Felix Baumgartner) etc.
In diesem Fall geht es um den unerträglichen und absurden NSU-Prozess. Vielleicht wäre das auch etwas für die Bulletins oder Sonder-Bulletins, auch wenn es so nicht in den bisherigen Schreibstil hineinpasst. Aber es wäre einmal etwas Neues. Sollte es aus Deiner Sicht nicht hineinpassen, kein Problem. Für Anmerkungen und Kritik bin ich dankbar.
Solltest Du das Gefühl haben, den muss man komplett überarbeiten und dies und jenes geht gar nicht so, dann macht es wahrscheinlich wenig Sinn, damit weiterzumachen bezüglich Bulletin-Artikel – ist aber für mich ebenfalls kein Problem. Da man die Menschen heute nicht mehr mit Vernunft und Verstand erreicht, ist dies eine weitere Möglichkeit, um sie anzusprechen. Halt wie die bisherigen Artikel, nur anders :-).
Liebe Grüsse, Salome Günter
In bezug auf den NSU-Prozess in Deutschland ist zu sagen, dass sich da ein mordendes und brandschatzendes Trio durch die deutsche Republik bewegte, wobei es niemandem möglich schien, es stoppen zu können, ausser Väterchen Zufall. Alle behördlichen Möglichkeiten zur Erkennung und Abwendung solcher Gefahren, alle rechtlichen Institutionen haben in dieser Angelegenheit – wen wundert es – vollkommen versagt. Wenn Behörden und staatliche Institutionen so zuverlässig sind wie die Wettervorhersagen und man scheinbar aus den Fischinnereien ein Täterprofil erstellt, mit sogenannten V-Leuten, die man vor dem Kino oder an der Pommes-Bude um die Ecke rekrutiert hat und mit denen man mögliche kriminelle Gruppierungen infiltrieren und bespitzeln möchte, dann darf sich keiner wundern, wenn das Ganze nach hinten losgeht. Etwas, das so faul ist und übel riecht wie ‹Gülle›, aus dem kann man einfach keine Sahnetorte machen. Vielleicht sollte unser Rechtssystem in Zukunft mit zuverlässigeren V-Leuten arbeiten, z.B. Hooligans, Drogenabhängigen, Zuhältern oder den Hells Angels? Kritik an all den Vorgängen ist völlig fehl am Platz und nicht nachvollziehbar. Schliesslich haben die Behörden wirklich alles unternommen, um Herr der Lage zu werden. V-Leute sind immer gut und ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Staat, der Moral und Wertmassstäbe unter bestimmten Voraussetzungen für ein höheres Ziel neutralisiert, z.B. für die Terrorbekämpfung, dem kann man nur dankbar sein für sein verstümmeltes Demokratieverständnis. Unsere Rechtstaatlichkeit ist schon längst zu einer Bauruine verfallen, ähnlich dem BER-Flughafen, nur haben wir es noch nicht bemerkt. Wenn wir alle wüssten, was da in unseren recht-staatlichen Systemen im Kampf gegen die angebliche Bedrohung von aussen noch für Müllverwertungskonzepte und Anwendungen Verwendung finden, und wie oft man dabei eher in die Toilettenschüssel gegriffen hat, als wirkliche Resultate zu erzielen, wir würden wahrscheinlich all diese behördlichen Bermudadreiecke schliessen.