Immer wieder Überbevölkerung

Anfang des Jahres 2011 las ich in der Zeitung ‹Le Monde› mehrere Artikel von Professoren und Experten zum Thema Bevölkerung und ob diese eine Gefahr für den Planeten darstelle, sprich ob dieser Planet überbevölkert sei. Obwohl einige Fakten gut recherchiert und streckenweise nachvollziehbar waren, war der fast einhellige Tenor: «Wir brauchen uns keine Gedanken zu machen, der Planet ist sehr gross, es geht ihm gut, den Menschen im grossen und ganzen auch. Höchstwahrscheinlich wird das Wachstum schneller rückläufig als ursprünglich angenommen, und es ist ja alles nicht so schlimm, wie manche Schwarzmaler das gerne sehen möchten!»
Nun, ich muss zugeben, ich war einigermassen erbost ob dieser Ignoranz. Als dann Mitte des Jahres 2011 ganz offiziell der 7milliardste Mensch gezählt wurde («Da ist er! Herzlichen Glückwunsch!» – Die Plejaren haben aber Ende 2010 schon über 8 Milliarden festgestellt!), konnte man sogar in Regionalzeitungen drastischere Formulierungen finden. Überbevölkerung, Artensterben, Hunger, Armut und Ressourcenkriege – eigentlich alles elementare Zusammenhänge, wie jedes Schulkind weiss – wurden nicht verharmlost und heruntergespielt, sondern beim Namen genannt – ja, um dann beim Klimagipfel vor ein paar Tagen wieder vergessen zu werden! Das muss man sich vorstellen! Da sitzen Hunderte, ja Tausende gelehrte Leute, nicht nur beim Klimagipfel, sondern auch in Schulen, Hörsälen, Gremien, Forschungslaboratorien etc., und die einzigen, die bis drei zählen können sind Karikaturisten, Satiriker und ein paar ungerechterweise und antagonistisch als Sektenangehörige verschriene Figuaner! Die Formel: Viele Menschen = hoher Energieverbrauch = hohe Emissionswerte ist doch so einfach wie ein Butterbrot! Etwa zu einfach? Ich weiss wirklich nicht, was da los ist! ‹Überbevölkerung› scheint ein Wort zu sein, das vielen Leuten ein joviales Lächeln ins Gesicht zaubert, anstatt Bestürzung oder eine gewisse Beklemmung auszulösen. Man scheint das Problem oder das ‹gemachte› Problem aus dem Moment heraus zu analysieren: «Um mich herum ist doch noch Platz für fünf andere Leute, oder? Wer ist denn hier überbevölkert? Also ich nicht!» Vielen Leuten, besonders Akademikern, ist es dagegen wirklich zu einfach, nur die Überbevölkerung als Ursache allen Übels zu sehen. Ihre Hirnleistung ist mit einfachen Forderungen oder Sachzusammenhängen nicht ausgeschöpft – es ist schlicht und einfach nicht kompliziert genug.