Mutter Teresa

– Über all diese Vorwürfe hätten wir gerne mit den Schwestern und der Nachfolgerin von Mutter Teresa gesprochen, doch sie lehnten ab. Wir mussten ein Papier unterschreiben, in dem stand: Keine Interviews mit den Schwestern, keine Interviews mit den Patienten, keine Interviews mit den Freiwilligen innerhalb des Sterbeheims; Dreharbeiten nicht länger als eine halbe Stunde. So blieben uns nur Blicke auf Menschen, mit denen wir nicht reden durften.
– Reporter: «Bis heute ist die Kritik an Mutter Teresas Arbeit kaum bekannt. Die Aura ‹der Stadt der Freude› (so ein Buchtitel über Mutter Teresa und ihre Arbeit) mit ihrem Sterbeheim überlagert alles. Vielleicht liegt es auch daran, dass kaum ein Freiwilliger weiss, was die Patienten denken, denn sie sprechen deren Sprache nicht. – Die Stadt der Freude haben wir uns irgendwie anders vorgestellt.»
Mutter Teresa wurde Zeit ihres Lebens nicht müde, die Einsamkeit als Pein der westlichen Zivilisation anzuprangern. Doch diesen Menschen hier scheint es nicht besser zu gehen.
Die Geschichte ist so unglaublich, dass das Reportageteam des oben erwähnten Films einen Übersetzer des Goethe-Instituts engagierte, der Hindi und Bengali spricht, um mit den Leuten reden zu können. Übersetzer: «Sie haben immer wieder versucht, von den Schwestern Hilfe zu bekommen, aber diese schickten sie weg.» Es folgen eindrückliche Geschichten von betroffenen Familienangehörigen.
Dann sehen wir zum ersten Mal eine schwerkranke Frau am Boden liegen, hier in diesem Slum, 100 Meter vor dem Eingang von Mutter Teresas Heim. Die Leute erzählen, indem sie sich gegenseitig ergänzen: «Sie ist krank, aber die Schwestern kommen nicht hierher. Wenn die hier lebenden Menschen einen der ihren, der so krank ist, direkt vor das Tor legen, die Schwestern nehmen ihn nicht auf.» Und dann hören wir zum wiederholten Mal die gleiche Geschichte. Der Übersetzer: «In der Nacht kommen die Familienmitglieder der Schwestern hierher, und sie nehmen so viele Sachen mit, wie sie tragen können, Reis, Kleider, Medikamente.» – Anspruch und Wirklichkeit der Nächstenliebe!
Michael Busse und Maria-Rosa Bobbi

– Ein Video, das Dr. Aroup Chatterjee ein Jahr vor Mutter Teresas Tod aufgenommen hat: Im unmittelbaren Umkreis des Heims hat er recherchiert und mit Leuten geredet, die sehr oft gesehen haben, wie die Schwestern die Hilfsgüter, Spenden und Medikamente aus aller Welt für die Armen entladen. Eine Frau schildert ihre Beobachtungen. Immer wieder hatte sie bei den Schwestern um Hilfe gebeten und stets wurde sie abgewiesen. Sie sagte, dass die Schwestern die Spenden selbst behalten. Ich war sehr überrascht, ich wusste nicht, dass so etwas vorkommt, und ich fragte: «Ist das wirklich ernsthaft so?» Ein Mann bekräftigte das: «Wissen Sie nicht, dass sie das Gespendete an die Geschäfte im Umkreis verkaufen und an ihre Familienangehörigen verschenken und nicht den Slumbewohnern?»