Mutter Teresa

«Sie hatte keine saubere Betten für ihre Patienten, sondern nur kleine, schmale Liegen. Den Kranken war es verboten, in den Gängen auf- und abzugehen. Sie sollten liegenbleiben. Man gab ihnen keine Namenschilder, nur Nummern, und sie durften keine Besuche empfangen.»
Aroup Chatterjee, Arzt, in Kalkutta geboren und aufgewachsen

– Als wir das Sterbeheim in Kalighat, im Süden der Armutsmetropole Kalkutta betreten, ist gerade Morgenputz. Die Patienten schütten ihren Urin auf den Boden. Gereinigt wird mit kaltem Wasser, indem die Fussböden mit Schläuchen abgespritzt werden. Zu diesem Zweck werden die Pritschen, die auf Rollen stehen, mittels zwei Stangen von den Freiwilligen rumgeschoben. Ob die Leute ansteckende Krankheiten haben, ist nicht zu erfahren, sie haben keine Namen, sondern nur Nummern. Die Haare wurden ihnen bei ihrem Eintritt abrasiert.
«Gott entscheidet, wer lebt und wer stirbt», mit diesen Worten hatte Mutter Teresa eine echte medizinische Versorgung in ihren Heimen stets abgelehnt.
Michael Busse und Maria-Rosa Bobbi, Filmemacher

– «Es gab 4 Waschlappen, für 40 Patientinnen. Ich bin erst später dahintergekommen, dass es Teil der Idee ist, dass es nur sehr wenige Dinge gibt. So wurde die Wäsche der kranken Menschen in kaltem Wasser gewaschen. Um das Geschirr zu waschen, hockten wir alle auf dem Boden wie die ‹Amish people› und haben in Trögen mit kaltem Wasser das Blechgeschirr abgewaschen.»
«Wir wurden nicht aufgeklärt, wer was hat. Eine der Patientinnen, die ich versorgte, war HIV-positiv, das hab’ ich erst nach 4 Wochen erfahren. Auch sie wurde normal gewaschen und gefüttert.»
«Es gab auch Kranke, die sich z.T. Heiligenbildchen an die Wand hängen wollten; diese wurden gleich wieder entfernt, und es war ja ein katholisches Haus. Nach und nach hinterfragt man diese Dinge: Warum müssen die Haare abgeschnitten werden, warum sind die hygienischen Bedingungen so wie sie sind, warum sind die Kranken den Blicken der sensationshungrigen Besucher und auch Praktikanten in der Form ausgeliefert?»
Else Buschheuer, Journalistin und Freiwillige für zwei Monate Teil des Filmbeitrags von Busse/Bobbi