Leserfrage zum Propheten Mohammed

Doch nicht nur die Förderpraxis der DFG schreit zum Himmel. Genauso skandalös ist, wie schnell hierzulande islamwissenschaftliche Karrieren an unbequemen Forschungsergebnissen scheitern können.

Dr. Wolfgang KaufmannDr. Wolfgang Kaufmann

So bezahlte Günter Lüling seine sachlich korrekte Identifizierung einiger Koransuren als altchristliche Poesie mit immerhin 19jähriger Arbeitslosigkeit. Desgleichen sollte auch zu denken geben, dass es sich bei ‹Christoph Luxenberg› um ein Pseudonym handelt, weil der betreffende Autor seinen Klarnamen lieber geheimhalten möchte. Wie berechtigt eine solche Vorsichtsmassnahme ist, beweist das Schicksal des Libanesen Samir Kassir: Er propagierte ebenfalls die Notwendigkeit, den Koran vor dem Hintergrund der christlichen Spätantike zu erforschen, und fiel dann einem Autobombenanschlag zum Opfer.
Tatsache ist weiterhin, dass die Inarah-Forscher unter ebenso intensiver wie ostentativer Beobachtung seitens islamischer Gruppen des In- und Auslandes (darunter der Türkei) stehen, deren teilweise hetzerische Internetseiten Bände sprechen. Wo bleibt da eigentlich die vielgepriesene Wissenschaftsfreiheit – eines der Grundrechte, welche die ‹Zivilgesellschaft› doch sonst so vehement gegen vermeintliche Angriffe aus anderen Richtungen zu verteidigen pflegt.

Dr. Wolfgang Kaufmann, Jahrgang 1957, war von 2000 bis 2010 Lehrbeauftragter an einer sächsischen Universität und ist heute als freier Historiker und Honorardozent tätig. Sein Buch ‹Das Dritte Reich und Tibet› erschien 2010 in 2. Auflage. Quelle: JUNGE FREIHEIT, Nr. 24/11, 10. Juni 2011