Lichtessen

Die esoterische Irrigkeit der Lichtnahrung beweist einmal mehr klar und deutlich, wie sehr der Mensch zur Verwirklichung seiner konfusen Wahnideen und realitätsfremden Einbildungen das eigene Vernunft- und Verstandesdenken zu Boden ringen kann. Mit der Kraft ihrer eigenen Gedanken hindern sich die betroffenen Menschen selbst daran, die klaren und logischen Zeichen einer lebensgefährlichen Gefährdung ihres Körpers und Lebens aktiv zu erkennen. Körperliche Warnungen und Gedankeninseln der Klarheit werden tragischerweise als Prüfsteine des Versagens und der eigenen Untauglichkeit zur vermeintlichen Erleuchtung in den Wind geschlagen. Von falschen kultreligiösen oder esoterischen Versprechungen geblendet, lassen sich die Menschen offenen Auges und suggestiv von der Richtigkeit ihres falschen Weges überzeugt in die tödliche Irre führen. Die Selbstüberlistung des eigenen Vernunft- und Verstandesdenkens ist ein höchst interessantes, aber gleichsam auch ein äusserst tragisches psychologisches Phänomen.
Im Falle der ‹Lichtnahrung›-Fastenkur führt diese im Gehirn automatisch sehr schnell dazu, das Energiepotential des Gehirns zu vermindern. Es fährt auf Sparflamme, und viele lebenswichtige Funktionen werden unterdrückt. Mit einem niedrigeren Energiepegel fällt es dem Menschen ungeheuer schwer, den alltäglichen körperlichen, privaten und sozialen Herausforderungen gerecht zu werden. Eine vernünftige Regulierung oder der bewusste Entschluss zum Abbruch des lebensgefährlichen Vorhabens werden ohne fremde Hilfe massiv beeinträchtigt und erschwert. Hierin verbirgt sich eine weitere Tragödie dieser ‹Lichtnahrungs›-Fastenkur.
Nicht selten wird der Zustand zur Handlungsunfähigkeit als Depression diagnostiziert, in deren Folge der Mensch jeglichen Antrieb und die Lebenslust verliert. In seinem beruflichen Alltag wird der Autor vorliegenden Artikels täglich Zeuge der falschen Anwendung der Gedanken- und Bewusstseinskräfte, die sich letztlich in einer schwerwiegenden psychischen Krankheit manifestieren können. Wahn- und Zwangskrankheiten nehmen in unserer Gesellschaft immer mehr überhand, und zwar unabhängig davon, ob es sich um eine Abhängigkeit in bezug auf eine Kultreligion, eine esoterische Glaubensrichtung oder um sonst eine Sekte handelt. Die Glaubenskrankheitssymptome gleichen sich im Grunde genommen alle sehr stark. Die Wahnkrankheit und der blindgläubige Fanatismus als Folge falscher Gedanken und Überlegungen führen letztendlich – wenn auch unter Umständen erst über Jahrzehnte hinweg – immer in die Zerstörung der eigenen Persönlichkeit. Eine konsequente und zwanghafte Durchführung der ‹Lichtnahrungs›Fastenkur führt unweigerlich zum Tod und ist in ihrer letzten Konsequenz einem Suizid auf Zeit durch Verhungern und Verdursten gleichzusetzen.