Der christliche ‹Schöpfergott› und die weibliche Scham

Genesis 3, 22–24:
22. Und Jehova Gott sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unser einer, zu erkennen Gutes und Böses; und nun, dass er seine Hand nicht ausstrecke und nehme auch von dem Baume des Lebens und esse und lebe ewiglich!
23. Und Jehova Gott schickte ihn aus dem Garten Eden hinaus, um den Erdboden zu bebauen, davon er genommen war;
24. und er trieb den Menschen aus und liess lagern gegen Osten vom Garten Eden die Cherubim und die Flamme des kreisenden Schwertes, um den Weg zum Baume des Lebens zu bewahren.

So und nicht anders wird es sich wohl im Garten Eden zugetragen haben. Die vorliegende Interpretation ist natürlich frei erfunden, jedoch nicht minder phantasievoll wie jene Auslegungen, die in dieser Angelegenheit weltweit an theologischen Universitäten und Hochschulen doziert werden.
Bei aller Mühe, die sich der angebliche Schöpfergott genommen hat, um die abtrünnigen und sündigen Menschen zu massakrieren, zu ersäufen oder mit Krankheiten und Seuchen zu bestrafen, hat er es bis heute offensichtlich versäumt, das göttliche Versehen an der weiblichen Scham zu revidieren. Vermutlich nur darum, weil er als allwissende Göttlichkeit einerseits tatsächlich keinerlei Kenntnis von dessen Existenz besass, oder weil er sich andererseits masslos in der Unlogik seiner eigenen und zahllosen Widersprüchlichkeiten verhedderte und dabei auch bis heute die sachliche Klärung mit seinem vatikanischen Vertreter vergass. Möglicherweise war also die Erschaffung des sündhaften Weibes eine göttliche Berechnung. Die kultreligiöse Ursache der vom Klerus so gefürchteten Verderbtheit des Weibes ist somit bis heute theologisch ungeklärt. Hat also der vermeintlich allmächtige Schöpfergott die weibliche Scham absichtlich oder versehentlich mit den reizvollen Attributen des Liebesrausches ausgestattet oder nicht? Eine logische Beantwortung wird in klerikalen und wahngläubigen Kreisen weiterhin Streitpunkt von zahllosen biblischen Widersprüchen und Kontroversen bleiben. Das Vakuum dieser peinlichen göttlichen Panne wird von den Schergen seiner vatikanischen Himmelsfiliale bis heute schamlos ausgeschlachtet. Ungeachtet der ungezählten Widersprüche und verfälschten Fakten wurden zum menschlichen Intimleben masslos skurrile Dogmen, fanatische Interpretationen und himmelschreiende Irritationen geschaffen. Zahlreiche biblische Auslegungen dienten einzig und allein dem üblen Zweck, die geschlechtsbefriedigende Sinnlichkeit des weiblichen Körpers zu verfluchen und in des ‹Teufels› Höllenreich zu verdammen. Diesbezüglich hat die klerikale Scheinheiligkeit bis heute ganze Arbeit geleistet und mit Schuldzuweisungen, Erniedrigungen, Unterdrückung und Pression an der Psyche, dem Bewusstsein sowie am Gedanken- und Gefühlsleben des christlich geprägten Weibes ein höchst verwerfliches Werk getan. Rücksichtslos hat sich die Kirche in die intimsten Bereiche der Menschen eingemischt und diesen gezielt selbstkreierte Zwänge, Phobien, Schuldgefühle und Selbsterniedrigung implementiert. Tiefgreifende bewusstseinsmässige und psychische Persönlichkeitsstörungen sind die Folge.
Spätestens an dieser Stelle ist man vielleicht versucht, die dargestellten Fakten über die Auslegungen der Bibel und des christlichen Neuen Testaments im Zusammenhang mit der weiblichen Scham zu belächeln. Tatsächlich berufen sich in der gegenwärtigen Neuzeit noch immer viele Millionen wahngläubiger Menschen auf die biblischen Wurzeln. Dies entspricht durchaus einer gewissen menschlichen Tragödie. Die Kreationismus-Bewegung (von lat. creatio ‹Schöpfung›) vertritt die Auffassung, dass die wörtliche Interpretation der Heiligen Schriften der abrahamitischen Religionen (insbesondere 1. Buch Mose) die tatsächliche Entstehung von Leben und Universum beschreibt. Der in der Schweiz aktive und in Aeugst am Albis im Kanton Zürich ansässige Kreationisten-Verein ‹ProGenesis› hat sich beispielsweise zum Ziel gesetzt, die breite Öffentlichkeit über folgendes aufzuklären: Dass die Evolutionslehre nach wie vor eine unbewiesene Theorie, die Bibel entgegen den Behauptungen moderner liberaler Theologen und evolutionsgläubiger Wissenschaftler historisch relevant, und der dreieinige Gott der Bibel weder ein mythologisches Märchen noch ein der Natur innewohnendes Urprinzip sei, sondern eine erfahrbare Realität. Der US-amerikanische Katastrophenfilm ‹2012› des Regisseurs Roland Emmerich aus dem Jahr 2009 ist ein weiteres, aktuelles Beispiel für die gegenwärtige Präsenz der Bibelgläubigkeit: Ein Team von Wissenschaftlern entdeckt, dass sich infolge kosmischer Einflüsse eine sintflutartige Katastrophe nach biblischem Vorbild entwickelt. In der Abgeschiedenheit des Himalaya werden vier technisch hochentwickelte Archen gebaut und Tausende von Menschen und Tiere evakuiert.

Angesichts der unbeschreiblichen Vielfalt und der Logik der schöpferisch-natürlichen Schöpfung und deren Prinzipien zeigen sich bei einer Gegenüberstellung mit den biblischen und neutestamentarischen Texten zahllose aberwitzige und höchst unlogische Widersprüche und Auslegungen. Dies vor allem in den Belangen der zwischenmenschlichen Beziehungsformen aller Art, des Sexuallebens, des menschlichen Bewusstseins sowie seines Psyche- und Gefühlslebens. Die sakrale Unterdrückung des weiblichen Geschlechts durch den vatikanischen Klerus spiegelt letztendlich nichts anderes wider als den schändlichen Ausdruck eines längst verlorenen Kampfes. Es ist der kläglich gescheiterte Versuch, mit Hilfe von eigennützigen Interpretationen und unlogischen Auslegungen der biblischen Schöpfungsmärchen, die heimliche Lüsternheit und das sündhafte Streben der geistlichen Scheinheiligkeit zur eigenen Lustbefriedigung an der weiblichen Scham zu vertuschen. Letztendlich basiert das frömmlerische Ringen um die Oberhand und die Beherrschung des Weibes in keiner Art und Weise auf der biblischen Mär des Sündenfalls. Diese Geschichte entbehrt in Tat und Wahrheit jeglicher klaren Belehrung und Übertragbarkeit auf das reale Leben. Somit ist die Missachtung des Weibes und seiner körperlichen Attribute durch die christlichen Sekten und den katholischen Klerus lediglich eine arrogante und frömmlerische Verleugnung der eigenen Wollust, Begierden und Triebhaftigkeit. Es ist offensichtlich auch ein Ausdruck dafür, die eigene Liederlichkeit und Unfähigkeit zur Kontrollierung der eigenen geschlechtsbefriedigenden Triebhaftigkeit mit den Mitteln der kultreligiösen Widersprüchlichkeiten zu legitimieren. Die gewaltsame Unterdrückung und Verdrängung der natürlichen Triebwünsche, die den Pfarrherren und Wahngläubigen niemals vollständig gelingt, erzeugt Aggression und Unzufriedenheit vor dem regelmässigen Aufflammen der vermeintlich geopferten und überwundenen Begierde, die von den Pfaffen und den klerikalen Dogmatikern als eine alles verschlingende ‹Vagina dentata› gefürchtet wird.