Der christliche ‹Schöpfergott› und die weibliche Scham

Offensichtlich war der angebliche Schöpfergott erstlich mit seinem neuen Werk zufrieden. Das Weib war erschaffen, und es ist auch in den folgenden Versen 24.ff und Kapiteln in keiner Weise von nachträglichen Korrekturen die Rede. Es kann daher angenommen werden, dass Eva bereits bei ihrer Erschaffung mit den weiblichen Attributen der Lustbefriedigung und des Liebesergusses ausgestattet war. Zumindest fehlen jegliche biblische Hinweise darauf, dass ihr die weibliche Scham und die zarte Liebesknospe erst nach dem sogenannten Sündenfall oder nach der Vertreibung aus dem Paradies gewachsen seien. Demzufolge musste also der angebliche Schöpfergott die Scham und deren lustvolle Reizbarkeit bereits seit Anbeginn kreiert und in die Planung des Weibes aufgenommen haben – absichtlich oder versehentlich! Das Vorhandensein der weiblichen Scham seit der ‹Erschaffung Evas› ist bei einer theologischen Auslegung der biblischen Texte nicht unproblematisch. Eine klerikale Verurteilung des Weibes als Trägerin derselben ist daher in gewissem Sinne gleichzusetzen mit der offenen Verurteilung und Bezweiflung einer ‹göttlichen› Unfehlbarkeit; vor allem dann, wenn die vom angeblichen Schöpfergott persönlich erschaffene und somit legalisierte und geschlechtsbefriedigende Funktion der Scham und deren Lusterfahrung mit der Klitoris in Betracht gezogen wird. Mit absoluter Sicherheit würde jedoch dieser Widerspruch von der Theologie, dem Klerus und dessen Oberhaupt, dem Papst, vehement und mit ausgeklügelten Argumenten bestritten und widerlegt werden. Selbstredend stellt sich nämlich bei einer von Gott bewusst zum Liebeserguss und der Lust befähigten weiblichen Scham die berechtigte Frage nach dem göttlichen Motiv zur Erschaffung eines derart sinnlichen Wunderwerkes. Ganz besonders bei einem, gemäss klerikaler Auslegung, gleichzeitig erlassenen Verbot zur Nutzung dieser lusterlebenden Fähigkeit. Niemals würden nämlich verantwortungsvolle und fürsorgliche Eltern ihren Kindern eine Portion feinsten Schokoladeneises servieren, um gleichzeitig den Genuss desselben mit einer Verbannung aus der Familie zu bestrafen. Kein ehrenhafter Mensch würde der hungernden Freundin oder den dürstenden Nachkommen die lebensrettende Nahrung vor die Nase stellen, um den Verzehr derselben bösartig zu verbieten oder mit schlimmsten Höllenqualen zu belegen. Hat also der christliche Schöpfergott die weibliche Scham einzig und allein zur Quälerei von Weib und Mann geschaffen? Gleichsam könnte der vermeintlich ‹liebe Gott› dem Menschen eine Nase schaffen, um daraufhin das Atmen unter Strafe zu stellen, Augen, um das Sehen, oder Ohren, um das Hören zu verbieten. Einerseits liessen sich in diesem göttlichen Motiv gewisse sadistische Tendenzen erkennen, wie sie in der Bibel zahlreich zu finden sind, denn der allgnädige und allgütige christliche Schöpfergott liebt es zu strafen, zu ersäufen und zu verderben. Andererseits muss daher sehr wohl die naheliegende und logische Version einer reinen menschlichen Erfindung der biblischen Entstehungsgeschichte in Betracht gezogen werden.
Entgegen aller Vernunft entbehrt das Weib auch im neuzeitlichen christlichen Glauben jeglicher Würdigung und Ehrwürdigkeit, wie sie dem Manne, als gleichwertige ‹göttliche› Kreation, seit jeher zuerkannt wurden. Das höchst unlogisch überlieferte Märchen von Adams und Evas Vertreibung aus dem Paradies hat sich tief im Bewusstsein der wahngläubigen Menschen eingefressen. Im kultreligiös verwirrten Weltbild der wahngläubigen Anhängerschaft der christlichen Kultreligion wird das Weib als sündige Erbin von Evas angeblicher Verfehlung betrachtet und zur lüsternen Verführerin des Mannes degradiert.

1. Moses, Kap. 3:
6. Und das Weib schaute an, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er lieblich anzusehen und ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte; und sie nahm von der Frucht und ass und gab ihrem Mann auch davon, und er ass.
7. Da wurden ihrer beiden Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schürzen.
11. Und er sprach: Wer hat dirs gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?
12. Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich ass.
13. Da sprach Gott der HERR zum Weibe: Warum hast du das getan? Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich also, dass ich ass.
16. Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein.
17. Und zu Adam sprach er: Dieweil du hast gehorcht der Stimme deines Weibes und hast gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen, verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang.