Gegen Wut, Angst und Ohnmacht, ...

Eggetsberger schreibt: «Die Datenbank der Amygdalae fungiert als Speicher für unsere gefühlsmässigen Erinnerungen und als Quelle für unsere Gefühle und Reaktionen auf das Leben.»

In den Amygdalae laufen also die Sinneseindrücke zusammen und werden mit Gefühlen verbunden, hier erst verwandelt sich wertfreie Information in Gefühle! Wie schon erwähnt, verläuft die Konditionierung der Amygdalae auf einer unbewussten Ebene. Furcht, Freude, Gewalt, Verachtung, Hoffnung usw. finden hier den Ursprung, und dies ist der Ort der angeborenen und erlernten vornehmlich negativen oder überraschenden Gefühle und Stressreaktionen. Als Beispiel: Jedes Gewalterlebnis, an dem wir teilhaben, wird in den Amygdalae abgespeichert, und zwar egal, ob die Gewalt am eigenen Leib erfahren oder nur passiv beobachtet wird. Beim neuerlichen Erleben einer kritischen Situation wird diese Erinnerung aus den Amygdalae als Antwort in der Situation genutzt, um dann selbst Gewalt anzuwenden, und zwar deshalb, weil die gespeicherte Erinnerung darauf ausgerichtet ist, dass eine kritische oder gefährliche Situation mit Gewalt gelöst werden kann. Besonders dramatisch sind diese Auswirkungen bei jungen Menschen, die schon als Kinder mit Gewalt konfrontiert wurden! In der Regel sind sie ihr Leben lang damit belastet, da diese Gewalt – als schlimmste Verhaltensform, wovon der Mensch befallen werden kann –, wie oben beschrieben, im Erinnerungsspeicher der Amygdalae verankert wird.
Doch: Veränderungen im Erinnerungsspeicher der Mandelkerne zu bewirken ist natürlich möglich, es liegen dafür auch von den neueren Hirnforschungen viele Erkenntnisse vor.
Im übertragenen Sinn können wir, wie bei einem ‹Frühjahrsputz›, den Erinnerungsspeicher auf Staub und Schmutz, also auf Belastendes hin unter die Lupe nehmen. Das heisst, wir müssen uns bewusst werden, welche Gedanken und Gefühlsgewohnheiten in uns vorherrschen. Stimmungen von Angst, Verunsicherungen und Unmut drangsalieren unsere Amygdalae. Über den biochemischen Weg wird Cortisol (ein Stresshormon) freigesetzt, und dieses Stresshormon wiederum verstärkt das Gefühl von Angst. Länger anhaltende Angstzustände können zu einer Überempfindlichkeit der Mandelkerne führen, und damit verbunden treten auch Fehlreaktionen auf. Solche Fehlreaktionen kennen wir sicher alle. Ohne ersichtlichen Grund reagieren wir nervös, gereizt, gehetzt, ungeduldig und missmutig – und wir wundern uns noch darüber. Fliessen unsere Gedanken dagegen in Richtung Vertrauen, Zuversicht und Freundlichkeit, dann wird auch über die Mandelkerne veranlasst, dass Oxytocin (das ‹Vertrauenshormon›) ausgeschüttet wird. Oxytocin kann sogar das Stresshormon Cortisol deaktivieren, dass heisst, Alarmreaktionen werden vermindert und die Aktivität der Mandelkerne wird ausgeglichen, somit auch unsere Stimmung, und wir fühlen uns wohl. Ganz klar zeigen sich also auch an dieser Stelle die lohnenden Auswirkungen, wenn wir die eigenen Gedankenvorgänge mit höchster Gründlichkeit kontrollieren!
Was ich an dieser Stelle noch erwähnen möchte: Auch über ein echtes Lächeln freuen sich die Mandelkerne. Einerseits verhilft das Lächeln dem Ausführenden (messbar über die Magnet-Resonanz-Tomographie) zu einer Aktivierung der Amygdalae in Richtung Entspannung. Andererseits bahnt sich bei einem Empfänger eines Lächelns dieselbe Gefühlsregung an, da die Amygdalae auch auf die Mimik, Körperhaltung und die Art des Gehens beim Mitmenschen reagieren – über visuelle Informationen. In diesem Zusammenhang noch dies: Wenn man den Mund zu einem innigen Lächeln formt, kommt man laut Hirnforschern nicht umhin, sich dadurch aufzuheitern! In diesem Fall zirkulieren vermehrt der Botenstoff Dopamin und die Hormone Oxytocin sowie Beta-Endorphin wohltuend in unserem Blut.