Gegen Wut, Angst und Ohnmacht, ...

oder wie wir unsere Amygdalae friedlich stimmen und Macht über uns selbst gewinnen.
«Wen die Götter vernichten wollen, den machen sie zuerst zornig.»

Dieses Sprichwort kam mir in den Sinn, als ich wahrgenommen hatte, wie Wut und Zorn in mir aufstiegen beim Lesen des Artikels von Constantin Seibt, ‹Rive-Reine: Die geheimste Konferenz der Schweiz›, im Tages-Anzeiger vom 20. Januar 2010. Der Untertitel des Artikels lautet: «Einmal im Jahr treffen sich seit 35 Jahren die Topmanager der Schweiz mit den Toppolitikern. Ohne jede Publizität. Dieses Jahr kam zum ersten Mal Protest. Und damit die Presse.» Die Geschichte der Konferenz findet sich nur in Viktor Parmas erschienenem, brillantem Politikerporträtbuch mit dem Titel ‹Machtgier›.
Es liegt mir fern, hier politisieren zu wollen, aber einige Zitate möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, vielleicht werden dann meine Wut und mein Zorn auf so viel menschenverachtendes Tun dieser Machtmenschen nachvollziehbar, und vielleicht wird das Bewusstsein beim einen oder andern Leser dafür geschärft, was im geheimen besprochen und beschlossen wird und wie wir gnadenlos an der Nase herumgeführt werden. «Die Schweiz ist die intransparenteste Demokratie …», das schreibt Viktor Parma, ebenso wie folgendes Beispiel, das als Zitat aus der Leseprobe des oben erwähnten Buch stammt: «Auch im Powerplay der Schweiz mit der EU, gerade bei den Bilateralen Verträgen II, fielen zentrale Entscheide an Rive-ReineTagungen … Am Ergebnis änderten Parlament und Volk dann nichts mehr. Sie stimmten ihm zu – nach jahrelangen parteipolitischen pro und contra Propagandaschlachten. So funktioniert das Schweizer Machtkartell seit Jahren – an den verfassungsmässigen und demokratischen Institutionen vorbei. Seine Früchte versetzten den sogenannten Souverän schon mehrmals in Erstaunen. Doch ihre Herkunft wurde nie deklariert.» Dazu passen auch die zwei letzten Abschnitte aus dem oben erwähnten Tages-AnzeigerBericht: «Teilnehmende Politiker sagten, es herrsche bei Rive-Reine ‹die normale Konferenzatmosphäre: Smalltalk und Viersternluxus. Sie hörten zu. Und ihnen würde auch bei Kritik zugehört …›» Der RiveReine-Berater lachte bitter, als er das hörte und sagte: «Die Politik ist für die Wirtschaftsbosse wie ein Baby. Man lacht, wenn es einem das Knie nass macht.»

Mir ist klar, dass die Berichte der Herren Seibt und Parma symptomatisch sind für all den Widersinn um die elende, gelinde gesagt unanständige, menschenverachtende Profitmacherei der Industriemächtigen. Auch eine TV-Sendung auf 3sat vom 6. Dezember 2010 mit dem Titel ‹Gier und Grössenwahn – wie die Politik bei der Bankenrettung über den Tisch gezogen wurde› zeigt auf, dass das verantwortungslose Tun – im nachhinein! – wohl aufgezeigt wird, aber sich dadurch rein gar nichts ändert; zu viele Menschen profitieren materiell und sind dem Hang nach Gier und Macht verfallen.