Gesündigt – was nun?

Bekanntlich sind alle katholischen Gläubigen in minderem oder grösserem Ausmass Sünder und deshalb in Gefahr, beim Ableben via Fegefeuer in die Hölle hinabzufahren. Glücklicherweise gibt es jedoch ein probates Mittel gegen diese stets drohende Gefahr: Die Beichte. Durch regelmässiges Aufsuchen des Beichtstuhls erteilt einem der Priester die Absolution, das Vergeben der Sünden. Dies erfolgt in der Regel mit der Auflage, ein paar Gebete zu sprechen und in sich zu gehen. Durch die Beichte wird quasi der persönliche Sündenzähler wieder auf Null gesetzt. – Und wer der Sache nicht traut, kann die Wirkung der Absolution noch dadurch verstärken, dass er einen kleineren oder grösseren Obolus spendet – Zaster –, frei nach dem Motto: «Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.»
Während all den Jahrhunderten seit der Erfindung bzw. Installation des christlichen Sündenwesens blieb jedoch ein ungelöstes Problem bestehen: Was geschieht mit den begangenen Sünden, die dem Sünder nicht bewusst sind oder die er während der Beichte vergisst zu erwähnen? Nun, dank der rasanten technologischen Entwicklung in der Neuzeit konnte für dieses jahrtausendealte Problem endlich eine Lösung gefunden werden. In den USA, dem religiösesten aller westlichen Länder, hat eine Firma ein Computerprogramm entwickelt, ein sogenanntes App für das iPhone und das iPad, mit dem Titel ‹Confession: A Roman Catholic App› (Beichte: Eine römisch-katholische Applikation/Anwendung). Zum Preis von $1.99 kann sich der Sünder dieses Programm auf sein Gerät laden und – durch ein Passwort geschützt – fortlaufend alle begangenen Sünden notieren. Basierend auf den Zehn Geboten, arbeitet er sich durch eine grössere Anzahl davon abgeleiteter Fragen und kreuzt jene an, die auf ihn zutreffen. Beispiele: «Habe ich einer anderen Person etwas Böses gewünscht?» oder «Habe ich während meiner Ehe ein künstliches Verhütungsmittel eingesetzt?» Zuletzt erstellt das Programm einen Text und schlägt sogar vor, wo das ‹Amen› eingesetzt werden soll.
Später im Beichtstuhl ist es dann ein leichtes, dem staunenden Priester eine lückenlose Aufzählung aller Sünden zu präsentieren. Allerdings wird empfohlen, den Priester vorgängig über die Benutzung des Geräts zu informieren, um keinen falschen optischen Eindruck zu erwecken. Dies trifft vor allem auf Frauen zu, die bekanntlich mehrere Dinge gleichzeitig erledigen können, nämlich beispielsweise Sünden aufzählen und via iPhone mit der besten Freundin neue Kochrezepte austauschen.