Dramatischer Planktonschwund in den Weltmeeren ...

...oder: Ein weiteres Alarmsignal zur Überbevölkerung, das ignoriert wird?

Im Juli 2010 haben kanadische Wissenschaftler im Fachmagazin ‹Nature› neue Daten über die Auswirkungen der Erderwärmung vorgelegt. Das pflanzliche Plankton, die Basis der Nahrungspyramide, ist seit 1950 global um 40 Prozent geschwunden. Die nachlassende Phytoplanktonproduktion – im Durchschnitt jährlich etwa ein Prozent – verändert nicht nur die marinen Ökosysteme, sondern dadurch auch die Erträge der Fischereiwirtschaft. Somit beeinflusst der Rückgang des Phytoplanktons alles, was in der Nahrungskette höher steht, den Menschen eingeschlossen. Die Erkenntnis der Forscher kann zweierlei bedeuten: Erstens könnte der Rückgang der Fischpopulationen nicht nur auf dem ungezügelten Zugriff des Menschen auf die Ressourcen der Ozeane beruhen, sondern auch auf einem Nahrungsmangel der Fische. Zweitens könnte sich, wenn sich der Trend fortsetzt, das Fischerei- und Welternährungsproblem weiter verschärfen.
Phytoplankton ist jene mikroskopische Lebensgemeinschaft, die vergleichbar den Pflanzen lebt: Sie betreibt Photosynthese mit Chlorophyll und baut mit Hilfe des Sonnenlichts aus Wasser und Kohlendioxid Biomasse auf – Zucker, Kohlenhydrate, Zellulose und darauf basierend alle weiteren Lebensmoleküle. Zum Phytoplankton gehören beispielsweise die filigranen Kieselalgen, Cyanobakterien (Blaualgen) sowie Grün- und Goldalgen, die nur in den obersten Metern der Wassersäule gedeihen können, wo genügend Sonnenlicht vorhanden ist. Der Anstieg der Meerestemperatur – um 0,5 Grad seit 1899 – wirkt nicht direkt auf die Organismen, sondern über ein physikalisches Phänomen. Ist die Meeresoberfläche warm, stabilisiert dies die Schichtung des Wassers: Oben warm und leicht, darunter kalt und schwer. Das behindert die Durchmischung und den Transport von Nährstoffen aus der Tiefe an die Oberfläche – der Nahrungsnachschub für das Phytoplankton stockt. Dass das auch auf das globale Klima zurückwirken könnte, ist eine plausible Hypothese der Klimaforscher, denn der wärmebedingte Rückgang der Algenbestände bedeutet auch, dass weniger dieser Organismen über ihre Photosynthese Biomasse aufbauen und dabei das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen. Das führt wiederum zu einem Ansteigen des CO2-Gehalts in der Erdatmosphäre – ein Teufelskreislauf, der theoretisch zu einem Sauerstoffkollaps und Atmosphärenkollaps führen könnte, was das Ende allen Lebens auf der Erde bedeuten würde (siehe FIGU-Sonder-Bulletin Nr. 50). Schliesslich gibt es noch eine weitere mögliche Wechselwirkung: Phytoplankton produziert etwa die Hälfte des Sauerstoffs in der Atmosphäre, der in einem globalen Kreislauf ständig entsteht. Die andere Hälfte des lebensnotwendigen Edelgases wird von Landpflanzen erzeugt. Forscher messen tatsächlich einen leichten Sauerstoffrückgang in der Atmosphäre, können aber noch nicht genau sagen, womit dieser zusammenhängt.