Ein Blick in die Irrungen religiösen Glaubens – Teil 1

Wie oben erläutert, basiert das Judentum im Gegensatz zum Christentum weniger auf Dogmen und Glaubensbekenntnissen als vielmehr auf strikten Handlungsanweisungen, auf Geboten und Verboten. Näher betrachtet kommt natürlich alles aufs Gleiche heraus. Alles basiert auf einem zusammengeschusterten Legendenbuch, welches Bezug nimmt auf einen Gott, den es im geglaubten Sinn nie gab und auch in Zukunft nie geben wird. Glaube bleibt Glaube, ob dieser nun formalisiert oder schwärmerisch ausgeprägt ist.

Zum Abschluss dieses ersten Teils meiner Betrachtungen zu den Irrungen religiösen Denkens möchte ich der Leserschaft noch anhand einiger Beispiele aufzeigen, welche Schlüsse Rabbiner aus den biblischen Texten gezogen haben. Dabei sei daran erinnert, dass das Judentum gleich wie die Christenwelt (und der Islam mit dem Koran) daran glaubt und darauf basiert, dass die biblischen Texte umfassend wahr sind und alles genau so geschehen ist, wie es im ‹Heiligen› Buch geschrieben steht.

1993 gab der Rabbiner Dr. Jakob Teichmann in der Zeitschrift NZZ Folio Auskunft über den Umgang mit den 613 Regeln. Aus dem Interview (Quelle: http://tiny.cc/6npcw) drei Kostproben, die aufzeigen, wie geschmeidig Rabbiner die Klippen religiöser und traditioneller Unlogik umschiffen.

Befragt nach dem Sinn all der Gebote und Verbote meinte er: «Die Weisen haben unterschieden zwischen Geboten und Verboten, die man mit Logik und Verstand begreifen kann, und solchen, über die man keine Spekulationen anstellen soll, weil diese kaum zu logischen Erklärungen führen. Über die Sabbatgebote und -verbote mag man sich vielleicht wundern, aber sie ersparen einem auch vieles. Sehen Sie sich einen guten Schweizer Christen an. Er packt am Sonntag Frau und Kinder ins Auto und fährt aus. Dass sie den Gottesdienst verpassen, davon will ich nicht einmal reden, aber sie kommen am Abend todmüde zurück. Sie haben sich noch viel mehr Mühe als am Werktag gemacht. Der Jude kann sagen: heute ist alles weit weg von mir. Ein orthodoxer Jude wird am Sabbat keinen Brief öffnen: wieviel Ärger mag er sich damit ersparen!»

Auf den Hinweis, dass Frauen und Männer in der Synagoge nicht zusammen sitzen dürfen, antwortete er: «Die orthodoxen Frauen haben sich dem Grundsatz ergeben, dass sie sich nicht vordrängen. Die Trennung kann bei beiden Geschlechtern jedoch auch in dem frommen Wunsch begründet sein, dass man sich nur auf das Göttliche ausrichten, sich nicht ablenken lassen möchte.»