Kinder zu haben oder nicht, ist die entscheidende Frage

In diesem Artikel wird erstaunlicherweise auch unverblümt darauf hingewiesen, dass Religionen einen direkten Einfluss auf die hemmungslose Vermehrung haben. Als ethisch nur schwer durchsetzbar wird hingegen die Einmischung eines Staates in die Familienplanung bezeichnet, denn ausser dem diktatorischen China hat sich bisher noch kein Regime mit der Steuerbarkeit der Bevölkerungszahl auseinandergesetzt. Eine nachdenklich machende Frage stellt sich: Ist die chinesische Mentalität der entscheidende Faktor dafür, dass dort die Ein-Kind-Forderung ethisch vertreten werden konnte? – Einer der bevölkerungsreichsten Staaten der Erde, nämlich Indien, ging auf die Forderung diverser Ökologen und Demographen gar nicht erst ein, die verlangten, an der Klimakonferenz im Dezember 2009 in Kopenhagen müsse mit Nachdruck auf den Zusammenhang zwischen der CO2-Verminderung und einer Geburtenkontrolle mit weniger Emissionen, geringerer Verschmutzung und Ressourcenausbeutung hingewiesen werden. Ein kategorisches «Kommt nicht in Frage» des indischen Ministers für Umweltschutz zeigt unmissverständlich, dass ausgerechnet dieses Land, das seine Bevölkerungsexplosion absolut nicht im Griff hat, sich aus purem Egoismus, Starrköpfigkeit, Unverstand und Bequemlichkeit (oder sollte man es einfach Skrupellosigkeit nennen?) anmasst, auf Kosten des ganzen Planeten die Mitwirkung an einem erfolgversprechenden Projekt zu boykottieren.

In einem interessanten Vergleich spricht der Autor des Artikels, Matthieu Auzanneau, auch von einer Berechnung der Kosten für die Familienplanung, die dreieinhalb Mal kleiner seien als die Investitionen in Windenergie und sogar sieben Mal kleiner als flächendeckende Investitionen in die Sonnenenergie. Sogar zwölf Mal teurer wären die rigorosen CO2-Abgaben, von denen sich die meisten Politiker – ohne der fortschreitenden Bevölkerungs-Überproduktion zu bedenken – leicht zu erringende Klimaerfolge versprechen. Die eher ungewöhnlichen Berechnungen stammen von der englischen Gruppierung ‹Optimum Population Trust›, die sich seit einiger Zeit damit beschäftigt, optimale Lebensbedingungen für die Erdbevölkerung zu berechnen. Ihr Vorstreiter war der Engländer Thomas Malthus, anglikanischer Pfarrer, Nationalökonom und Sozialphilosoph, der 1834 im Alter von 68 Jahren in Bath verstarb und schon damals eine strenge Geburtenkontrolle verlangte, um eine Ausbeutung der Ressourcen der Erde zu verhindern. Ein anderer – heute 90jähriger – Engländer, James Lovelock, einer der Väter der Ökologiebewegung, stellte ebenfalls fest: «Hätten wir, wie es Malthus beschrieb, schon um 1800, als es nur eine Milliarde Menschen gab, seine Ratschläge befolgt, hätten wir nicht diese vielfältigen Probleme, denen wir heute gegenüberstehen.»