'Tierschützer' und 'Tierfreunde'

Tatsache ist aber, dass in den letzten 20 Jahren die Tierversuche weltweit massiv abgenommen haben, allein in der Schweiz um sage und schreibe 75%. 'Schuld' an diesem massiven Rückgang von über 2 Millionen Tierversuchen im Jahr 1983 allein in der Schweiz sind nicht die aggressiven millitanten Tier-Fanatiker und Tier-Terroristen, die sich so gerne in den Vordergrund drängen, sondern in erster Linie die forschende pharmazeutische Industrie selbst, die durch ihre Anstrengungen und das Konzept 'Forschung 3R' (= Replace, Reduce, Refine, was bedeutet; Alternativen suchen, Zahl der Versuche und Versuchstiere verringern und Versuche verbessern) den massgebendsten Beitrag zur erfolgreichen Reduktion der Tierversuche geleistet hat. Gerade in der Schweiz werden Tierversuche aufgrund der bestehenden Tierschutzgesetze derart restriktiv behandelt, dass alle Versuche meldepflichtig sind und Tests, die Tiere belasten können, detailliert begründet und von den Behörden bewilligt werden müssen. Jeder Tierversuch muss von einer Ethikkommission beurteilt und bewilligt werden und zudem werden belastende Versuche durch eine unabhängige Tierversuchskommission begutachtet und kontrolliert.
Im Jahr 2008 wurden schweizweit 731883 Tierversuche durchgeführt, 84% davon an Nagern, 7,5% an Fischen und nur 1,5% an Primaten. Rund 25% der vorgenommenen Tierversuche kamen aufgrund gesetzlicher Verordnungen zustande, weil bestimmte Stoffe und neue Medikamente zuerst an Tieren gestestet werden müssen, ehe sie in Versuchsreihen Menschen verabreicht werden dürfen. Ohne Tierversuche wird von den Behörden kein neues Medikament zugelassen. Von willkürlichen und unnötigen Tierversuchen zu sprechen ist - zumindest in der Schweiz - eine abgefeimte und polemische Lüge. Hintergrund des ganzen unnötigen Streites und der kontraproduktiven Hetzerei ist die Tatsache, dass Wissenschaft und Forschung zur Zeit noch nicht so weit fortgeschritten sind, dass sie völlig auf Tierversuche verzichten könnten. Dabei werden aber von der Industrie und den Hochschulen grosse Anstrengungen unternommen, um neue Methoden zu finden, zu entwickeln und anzuwenden, die Tierversuche mit der Zeit überflüssig und verzichtbar machen sollen. Der Grund, dass Tierversuche überhaupt vorgenommen werden müssen, liegt darin, dass es in der heutigen Zeit noch keine anderen sicheren Wege und Möglichkeiten gibt, um Stoffe, mit denen der Mensch in Berührung kommt oder die ihm als Medikamente verabreicht werden sollen, auf ihre Wirksamkeit und/oder Gefährlichkeit zu testen. Auch wenn intensiv nach alternativen Methoden geforscht wird und sogar Tests mit Organen geschlachteter Tiere vorgenommen werden, liegt es vorderhand noch für längere Zeit nicht im Bereich des Möglichen, dass Tierversuche völlig unterlassen werden können. Nota bene ist aber festzuhalten, dass Tierversuche für die 'verschönernde' kosmetische Industrie schon seit einiger Zeit gesetzlich verboten sind.