Verschobene Perspektiven

Die Olympischen Spiele in China sind Geschichte und reihen sich als glanzvoller Höhepunkt ein in die schon lange Kette von Veranstaltungsorten rund um die Welt. Diese Spiele waren etwas sehr Besonderes – nicht nur weil sie erstmals in China durchgeführt wurden, sondern auch deshalb, weil sich bisher noch kein anderes Land derart bemühte, den Olympischen Spielen Glanz und Perfektion zu verleihen –, und wer die Spiele auch nur oberflächlich im Auge behielt und die Eröffnungs- und besonders die Schlussveranstaltung unvoreingenommen verfolgte, musste sich eingestehen, dass die Chinesen das Ziel nicht nur erreicht haben, sondern alle Erwartungen weit übertrafen. Es ist ihnen gelungen, unvergessliche, beeindruckende und zu Herzen gehende Bilder zu schaffen, die an Grossartigkeit und Perfektion keinen Hauch zu wünschen übrigliessen. Die Sportveranstaltungen und die Organisation wurde von den Teilnehmern allgemein gelobt, und immer wieder wurde betont, wie freundlich, hilfsbereit und offen die Menschen in China gewesen seien und wie begeistert, der Welt zeigen zu können, was sie zu schaffen imstande sind. Alles in allem bot sich ein harmonisches und freundschaftliches Bild zwischen den Menschen in China und den angereisten Sportlern aus der ganzen Welt.
Es hätten ungetrübte und in Freude unvergessliche Tage sein können, und der ‹Turm der Erinnerungen›, wie er in der Schlussveranstaltung so eindrucksvoll durch Hunderte Artisten aufgebaut und belebt wurde – sei es als Simulation des lodernden Olympiafeuers oder als Silberturm, an dem plötzlich rote menschliche Chrysanthemen erblühten –, hätte alle Teilnehmer in Freude und Freundschaft verbinden und vereinen können und sollen, wenn da nicht Misstöne gewesen wären, die sich als dunkler Schatten über die schönen und eindrucksvollen Bilder legten. Misstöne, die sich bereits vor sieben Jahren leise als Zweifel bemerkbar machten, als das Olympische Komitee Bejing als Austragungsort der 29. Olympischen Sommerspiele auswählte.
Im Verlauf der Jahre wurden die Misstöne lauter, und während die Olympische Flamme durch die Welt getragen wurde, schwollen sie zu schrillen Dissonanzen an, die nicht mehr überhört werden konnten und die ungerecht, böswillig und terroristisch gegen China und sein Volk gerichtet waren, und die während den ganzen Spielen und auch danach die Freude und die Freundschaft trübten. Dissonanzen, die von Menschen erzeugt wurden, die vorurteilsvoll und mit verschobenen Perspektiven den hohen verbindenden und freundschaftlichen Wert der Spiele in den Dreck traten und die Olympische Idee und den Olympischen Gedanken selbst beschmutzten.