Machos, Feinde der Menschheit

Damit bleibt die Frage politisch relevant, an welchem Punkt sich die Sozialisation und das Verhalten von Jungen verändern lässt. Ein Beispiel liefert die oben erwähnte Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsens. Die Jugendlichen wurden im Jahr 1998 gefragt, wie wohl ihre Eltern, Freunde und Bekannten reagieren würden, erführen sie, dass die Befragten auf dem Schulhof einen Mitschüler nach einem Streit zusammengeschlagen hätten. Die Mädchen prognostizierten fast durchwegs heftigen Tadel ihrer Eltern und ganz überwiegend starke Ablehnung durch Gleichaltrige. Hingegen erwartete fast ein Viertel der Jungen Akzeptanz oder gar Lob vom Vater; mehr als die Hälfte rechnete zudem mit einer positiven Reaktion der Mitschüler.
Und noch etwas ist durch die Schülerbefragung deutlich geworden: Selbst unter den heutigen Rahmenbedingungen der Koedukation und weitgehenden Chancengleichheit im Bildungswesen bleiben starke Verhaltensunterschiede. So wollten die Forscher wissen, welche Sportarten die Schüler am liebsten ausübten und was ihnen daran gefalle.

Die meisten Jungen bevorzugten Sport, bei dem sie Mann gegen Mann kämpfen können (Fussball, Rugby, Handball), und haben vor allem Spass daran, den Gegner zu besiegen. Diese Antwort geben zwar auch einige Mädchen, doch überwiegen stark jene, die Sportarten über das Netz und ohne direkten Kampf vorziehen (Volleyball oder Tanzen im Team), die schlicht den Gruppenspass und das Austoben suchen.
Dies verdeutlicht, was Wissenschaftler immer wieder belegt haben: Die im Laufe der Menschheitsgeschichte entstandenen Einstellungs- und Verhaltensunterschiede von Jungen und Mädchen werden sich auch bei fortschreitender Emanzipation der Frauen nur langsam ändern.

Was lässt sich daraus ableiten? Angesichts der ausgeprägten Risiken, die eine Kultur männlicher Dominanz mit sich bringt, erscheint eine konsequente Politik der Frauenemanzipation weltweit dringend geboten. Dabei sollten wir uns bewusst sein, dass vereinzelte Frauen in Führungspositionen wenig Chancen haben, die Gesellschaft durchgreifend zu verändern. Zu sehr stehen sie unter Druck, als Maggie-Thatcher-Typ beweisen zu müssen, dass sie den Männern an Härte und Durchsetzungskraft keineswegs unterlegen sind.