Machos, Feinde der Menschheit

Diese Fakten sind Ausdruck einer Krise der Männlichkeit. Eine der Ursachen scheint die wachsende Diskrepanz zu sein zwischen den Tagträumen der jungen Männer und der Wirklichkeit. Die Medien zelebrieren den Typ des Rambo-Kämpfers, der sich mit Gewalt durchsetzt, und schaffen damit suggestiv wirkende Identifikationsbilder. Im Alltag der Schule, der Ausbildung und des Berufes ist dagegen ein ganz anderer Typ Mann gefragt; einer, der teamfähig ist, der über kommunikative Kompetenz und Empathie verfügt und mit einer Frau als Vorgesetzter keine Schwierigkeiten hat.

Hinzu kommt insbesondere in den Städten ein wachsender Kulturkonflikt. Ein beachtlicher Teil der jungen Männer in unserem Land stammt aus Einwandererfamilien, in denen ein traditionelles Männerbild vorherrscht. Es dominiert vielfach noch der Familienvater, der von Frau und Kindern Gehorsam verlangt und es gewohnt ist, sich notfalls mit Gewalt Respekt zu verschaffen.
Eine repräsentative Schülerbefragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen hat gezeigt, dass Gewalt in jugoslawischen und türkischen Familien zwei- bis dreimal so häufig vorkommt wie in einheimischen deutschen Familien. Und sie hat ferner bewiesen, dass dieses Aufwachsen in einer Macho-Kultur sehr dazu beiträgt, dass im Vergleich männliche türkische und jugoslawische Jugendliche wesentlich häufiger gewalttätig werden als deutsche.

Augenfällig ist auch die so unterschiedliche Entwicklung krimineller Karrieren von Männern und Frauen. Frauen zeigen grössere soziale Lernfähigkeit. Ihre Rückfallquote liegt in allen Deliktsbereichen erheblich unter der von Männern. Die Folge: Unter jenen Menschen, die mindestens zehnmal wegen einer Straftat verurteilt wurden, befinden sich fast nur noch Männer.
Ebenso interessant sind Erkenntnisse darüber, wie sich ein steigender Frauenanteil in bestimmten Berufen auswirkt. So stellte man in England fest, dass dort, wo die Frauenquote in der Polizei oder unter den Strafvollzugsbediensteten stieg, die Beschwerden über illegale Polizeigewalt und Disziplinarvorfälle mit Gefangenen deutlich sanken.