Werbefeldzüge und (Schul-)Uniformen
Die gegenwärtige schnellebige und oberflächliche Tendenz der Konsum- und Spassgesellschaft ist darauf ausgerichtet, durch die Werbung und durch zahlreiche hirnlose Beiträge in Zeitschriften Wünsche und Sehnsüchte zu wecken, deren Erfüllung vor allem die Taschen der Hersteller füllt. Die gestylten Hochglanzphotos vermitteln das Bild einer künstlichen Scheinwelt, die längst jeden Bezug zur Natur oder zur Wirklichkeit verloren hat. Der Begriff Freiheit wird oft arg strapaziert und suggestiv missbraucht, um einer geknechteten und unmündigen Menschheit vorzugaukeln, die Freiheit könne durch den Erwerb einer bestimmten Ware gekauft werden. Dabei ist es eine altbekannte Tatsache, die jederzeit nachgeprüft werden kann, dass materieller Besitz keineswegs befreiend wirkt, sondern im Gegenteil den Besitzer an das Objekt seiner Begierde fesselt. Ebenso ist zu beobachten, dass erfüllte Wünsche augenblicklich Junge bekommen, und Süchte, die gestillt werden, nach immer mehr verlangen, wobei die Mittel immer höher dosiert werden müssen, um wenigstens kurzfristig das Gefühl einer Befriedigung hervorzurufen. Auch in dieser Beziehung ist die Todesspirale des unbegrenzten Wachstums zu sehen, die nicht nur unseren Planeten in den Ruin treibt, sondern auch jeden einzelnen Menschen, der sich in den Strudel dieser trügerischen Traumwelten künstlich erzeugter Bedürfnisse reissen lässt.
Wo früher noch eine sanfte Dauerberieselung mit eingängigen Werbesprüchen zu einem Verkaufserfolg führte, muss heute schon zu härteren Mitteln gegriffen werden, um die abgestumpften, abgebrühten oder eingelullten Konsumenten noch beeindrucken zu können. Eine ausgesprochen primitive, aggressive und äusserst geschmacklose Ausdrucksweise setzt sich immer mehr durch. Was einst Gassensprache war, ist heute, nicht zuletzt Dank bekannter Werbeslogans, in beinahe aller Munde. Erstaunlich ist eigentlich, dass viel nackte Frauenhaut noch immer zu den Spitzenreitern der Werbeträger gehört. Anscheinend hat sich in dieser Beziehung nichts verändert, und es ist wirklich unglaublich, dass sich mit nackter Haut beinahe jedes Produkt verkaufen lässt, auch wenn kein Zusammenhang erkennbar ist oder dieser an den Haaren herbeigezogen werden muss.
Eine mit immensen finanziellen Mitteln erzeugte Flut von Werbung und die stetige, aufdringliche und unausweichliche Präsenz zweifelhafter Erzeugnisse der verschiedensten Medien, drohen das letzte Fünkchen menschlichen Verstandes zu ersticken. Der sich selbst und seiner näheren Umgebung immer mehr entfremdete und vereinsamte Mensch wurde in eine Abhängigkeit und Unselbständigkeit getrieben, die schon so weit reicht, dass z.B. das Versagen eines Fernsehapparates als mittlere bis lebensbedrohliche Katastrophe empfunden wird. In den Fängen seines eigenen Konsumverhaltens gefangen, kommt der Mensch weder zur äusseren noch zur inneren Ruhe und somit auch nicht zur Besinnung. Es wird sogar schon von Freizeitstress gesprochen, denn die unaufhörlichen Aktivitäten, in die sich die meisten Menschen stürzen, um die innere Leere zu überdecken und dem sinnentleerten Alltag zu entfliehen, oder eben um all jene zweifelhaften Freiheiten zu geniessen, die lautstark propagiert werden, verhindern die Entdeckung der wirklichen inneren Freiheit und aller anderen inneren Werte, die nur in Abgeschiedenheit und in der Stille zu finden sind. Sich seinen eigenen tieferen Schichten zuzuwenden, einmal nur in sich hineinzuhorchen oder einfach nur sich zu beobachten, ohne selbst unaufhörlich Lärm oder Gedanken zu produzieren, wird als ausgesprochen langweilig oder beängstigend empfunden. Und die Masse all jener, in deren Interesse und materiellem Profit es liegt, die Wahsinnsmaschinerie des unendlichen Wachstums aufrechtzuerhalten, ist sehr viel grösser als die verschwindend winzige Zahl derjenigen, welche versuchen, das Ruder herumzureissen, um von diesem zerstörerischen Kurs abzukommen. Eine Menschheit, die nach inneren und evolutiven Werten strebt und nicht mehr nur nach materiellen Besitztümern gieren würde, wäre für die umsatzsteigerungswütige Wirtschaft eine wirklich ernsthafte Bedrohung. Nicht nur der heutigen Jugend, die sich mit psychezerstörendem Lärm volldröhnt (sogenannte Musik), klingt es wahrscheinlich äusserst absurd in den Ohren, dass Stille Vergnügen bereiten und Verzicht ein Genuss sein kann. Könnten die Werbemilliarden für Bildung und Aufklärung aufgewendet werden, und wären die Volksführer Vertreter der Vernunft und nicht macht- und geldgierige Despoten, sähe die Zukunft der Menschheit anders aus.