Bemerkenswerte Leser-Stellungnahmen

Der Mensch braucht die Wahrheit dringender denn je

Der religiöse Glaube als Spiegel der Orientierungslosigkeit des modernen Menschen

Der deutsche Papst Benedikt XVI. alias Joseph Alois Ratzinger (geboren am 16. April 1927 in Marktl am Inn, Bayern) hat sich bei seinem Besuch in Deutschland im September 2006 von Hunderttausenden Christgläubigen im Rahmen eines pompösen Personenkultes feiern lassen, wie er schon von seinem Vorgänger Papst Johannes Paul II. alias Karol Józef Wojtyla (geboren am 18. Mai 1920 in Wadowice, Polen, gestorben am 2. April 2005 in der Vatikanstadt) zelebriert wurde.

Auch ‹emanzipierte› Frauen und Männer, die sonst für dieAnerkennung der Gleichwertigkeit beider Geschlechter einstehen und kämpfen, folgen bei einem solchen Massenereignis offenbar vernunftlos einem dumpfen Herdentrieb, lassen sich in einer Art von Massenhypnose in einem sie berauschenden Wir-Gefühl dahintreiben und ignorieren, dass sie ein Idol anhimmeln, das die Gleichheit und Gleichwertigkeit der Frau missachtet und beispielsweise die homosexuelle Veranlagung eines Menschen für ein ‹Defizit› hält. Dabei scheint es ihnen gleichgültig zu sein, ob es sich bei der Identifikationsgestalt bzw. Idolfigur der jeweiligen Personenkult-Veranstaltung um das Oberhaupt der katholischen Kirche mit Titel ‹Papst›, um einen ‹trendigen› Musiker, eine ‹geile› Rockband, einen ‹hippen› Sportler oder einen ‹coolen› Diskjockey handelt - Hauptsache es ist ein neuzeitlicher ‹Popstar›, dem man hinterherlaufen, den man anhimmeln und wobei man einen kollektiven Rausch in ‹Partylaune› feiern kann. Gefeiert und zelebriert wird dabei in Wahrheit offensichtlich nicht die eigentliche Zielperson des Massenauflaufs, sondern eher das dabei aufkommende Gemeinschafts- bzw. Gruppengefühl. Der Anlass dafür scheint mittlerweile austauschbar zu sein, denn wichtig ist den Fans oder ‹Schäfchen› offenbar nur die Hoffnung auf eine weitere Ablenkung von den Ängsten und Realitäten des Alltags und ein Abtauchen in die undefinierbaren, unberechenbaren Ströme und Schwingungen einer grossen Menschenmasse mit einer gemeinsamen Psyche-Ausrichtung - wenn es auch nur für wenige Stunden ist, und auch wenn nach dem Aufwachen aus dem kollektiven Traum die Welt unverändert und die Realität in der gleichen Weise wie zuvor gegeben ist. Das Verhalten der so handelnden Menschen gleicht dem eines Ertrinkenden, der sich verzweifeltet an einen vermeintlichen Rettungsring klammert, von dem er zwar weiss, dass er ihn nicht tragen und nicht vor dem drohenden Untergang retten kann, an dem er sich aber dennoch krampfhaft und voller Angst, Panik und Orientierungslosigkeit festhält.