Leserfragen

Die Rechtsgerichteten in den USA fordern - wie schon seit jeher - vehement, dass ‹die Handschuhe ausgezogen› und der Iran angegriffen und annektiert werden soll. Es wird erwogen und gefragt, warum noch gewartet werden soll, um den Akt der iranischen Aggression mit einem umfassenden Militärschlag gegen die iranischen Nuklearanlagen zu ahnden und dort die US-Armee zu stationieren - um natürlich auch an das iranische Erdoil zu kommen, dessen die USA so sehr bedürfen. Die Neokonservativen fordern den schon an und für sich verantwortungslosen US-Präsidenten Bush zu mehr Härte auf und rufen aus, dass Israel mit dem Libanonkrieg den Preis für den weichen Kurs der USA gegenüber Teheran und Damaskus bezahle. Ausserdem sei es ein falsches Signal Israels, dass es im Libanon eine ‹extrem humane Zurückhaltung› ausübe und nicht einmal durch ‹Zufall› mit Bomben und Raketen die Botschaften Irans und Syriens treffe. Es sind in den USA sogar unverhohlen Stimmen laut geworden, dass Israel Syrien angreifen und damit den USA die Drecksarbeit abnehmen soll.

In einem Zitat des Bush-Biographen John Podhoretz ist geschrieben, dass eine Rücksichtsnahme auf zivile Opfer ‹in Wirklichkeit eine nicht akzeptable Brutalität› sei. Könne der ‹skrupellose, barbarische Feind› nicht geschlagen werden, dann bedeute das ein endloses Blutvergiessen. Tatsache sei, dass nur der Abwurf von Atombomben in Japan und das ungeheure Bombardement Dresdens den Zweiten Weltkrieg habe beenden können. Weiter schrieb er fragend in der ‹Washington Times›: «War es nicht schon ein Fehler, dass wir zu Beginn des Irak-Krieges nicht genug Sunniten getötet haben, um sie ausreichend einzuschüchtern?»

In den USA fürchten die Liberalen und Linken, dass unter Bush und seinen Vasallen mit einem Verweis auf eine gefährliche ‹Beschwichtigungspolitik› (Apeasement), neue Präventiv-Kriege gegen unversöhnliche Feinde erwogen werden. Historische Beispiele, dass die freie Welt nicht zusammenbrach, als die USA in Kriegen nicht siegte, gibt es genug; man beachte z.B. nur Korea und Vietnam. Nebst allem ist jedoch Tatsache, dass es auch in den USA vernünftige Menschen gibt, denn sowohl im US-Kongress als auch im US-Aussenministerium fordern intelligente Menschen eine klügere US-Diplomatie statt äusserst fragwürdige Militäreinsätze - wodurch sie natürlich heftige Gegenstimmen provozieren. Aber das ist die Selbstherrlichkeit US-Amerikas.