Der israelische Fehlschlag und seine Folgen

Olmert wurde von seinen eigenen unglaublich kitschigen Reden begeistert, die er mit seinen Handlangern einstudiert hatte. Peretz schien vor einem Spiegel zu stehen und sich schon als nächsten Premierminister, Mister Sicherheit und zweiten Ben Gurion, zu sehen. Und so marschierten sie - wie zwei Dorftrottel beim Klang von Trommeln und Trompeten - an der Spitze ihres Marsches von Toren geradewegs in einen politischen und militärischen Fehlschlag. Es ist plausibel anzunehmen, dass sie nach dem Krieg den Preis werden zahlen müssen.

Was wird die Folge dieses ganzen Schlamassels sein? Niemand redet mehr über die Eliminierung der Hizbollah, von ihrer Entwaffnung oder der Zerstörung aller Raketen. Das hat man längst vergessen. Zu Beginn des Krieges wies die Regierung den Gedanken weit von sich, eine internationale Truppe entlang der Grenze aufzustellen. Die Armee war der Überzeugung, dass eine solche Truppe Israel nicht schützen, sondern nur in ihrem Handlungsspielraum einschränken würde. Jetzt plötzlich ist die Aufstellung dieser Truppe zum Hauptziel des Feldzugs geworden. Die Armee fährt mit ihrer Operation nur fort, «um die nötige Vorarbeit für die internationale Truppe zu leisten», und Olmert erklärt, dass der Kampf so lange weitergehen soll, bis diese Truppe vor Ort erscheint. Das ist natürlich ein erbärmliches Alibi, eine Leiter, um vom hohen Baum wieder herunterzukommen. Die internationale Truppe kann nur in Übereinstimmung mit der Hizbollah aufgestellt werden. Kein Land wird Soldaten an einen Ort schicken, wo sie die Einheimischen bekämpfen müssten. Und überall werden die lokalen schiitischen Einwohner in ihre Dörfer zurückkehren - einschliesslich der Untergrundkämpfer der Hizbollah. Ausserdem wird die Truppe völlig vom Einverständnis der Hizbollah abhängig sein. Falls eine Bombe unter einem Bus voll französischer Soldaten explodierte, ginge ein Schrei durch Paris: Bringt unsere Söhne heim! Das geschah, als 1984 die US-Marines in Beirut ausgebombt wurden. Die Deutschen, die die Welt in dieser Woche damit schockierten, dass sie gegen eine Waffenruhe waren, werden sicher keine Soldaten an die israelische Grenze schicken. Es wäre gerade das, was sie noch bräuchten, gezwungen zu sein, auf israelische Soldaten zu schiessen. Und noch wichtiger, nichts wird die Hizbollah daran hindern, jederzeit, wenn sie will, ihre Raketen über die Köpfe einer internationalen Truppe hinweg abzufeuern. Was wird die internationale Truppe dann tun? Das ganze Gebiet bis Beirut erobern? Und wie wird Israel reagieren?

Olmert will, dass die Truppe die libanesisch-syrische Grenze kontrolliert. Auch das ist illusorisch. Die Grenze zieht sich den ganzen Westen und Norden des Libanons entlang. Jeder, der Waffen schmuggeln will, wird die Hauptstrassen meiden, die von internationalen Soldaten kontrolliert werden würden.