Der israelische Fehlschlag und seine Folgen

Kein Wunder, dass Bush ärgerlich ist. Ehud Olmert ist sogar noch wütender. Er ging in gehobener Stimmung und leichten Herzens in den Krieg, weil die Generäle der Luftwaffe versprochen hatten, die Hizbollah und deren Raketen innerhalb weniger Tage zu zerstören. Nun steckt er im Dreck und kein Sieg ist in Sicht. Wie bei uns üblich, beginnt mit dem Ende der Kämpfe (möglicherweise schon früher) der Krieg der Generäle. Die Frontlinien werden schon sichtbar. Die Kommandeure des Heeres beschuldigen den Stabschef und die machttrunkene Luftwaffe, die versprochen hatte, den Sieg alleine zu erlangen; zu bombardieren, bombardieren und bombardieren, Strassen, Brücken, Wohnviertel und Dörfer zu zerstören und - finito! Die Anhänger des Stabschefs und der anderen Luftwaffengeneräle werden dem Heer die Schuld geben - und besonders dem Kommando Nord. Ihre Sprecher erklären in den Medien bereits, dass dieses Kommando voll unfähiger Offiziere sei, die man dorthin abgeschoben habe, weil der Norden ruhig schien, während die wirklichen Gefechte im Süden (Gaza) und im Zentrum (West Bank) stattfanden. Es gibt bereits Andeutungen, dass der Leiter des Kommando Nord, General Udi Adam, für dieses Amt allein aus Ehrerbietung gegenüber seinem Vater, General Kuti Adam, der im 1. Libanonkrieg getötet worden war, berufen worden sei.

Die gegenseitigen Beschuldigungen sind alle ziemlich berechtigt. Dieser Krieg ist voll militärischer Fehlschläge - in der Luft, zu Lande und auf See. Sie wurzeln in der schrecklichen Arroganz, mit der wir aufwuchsen und die zu einem Teil unseres nationalen Charakters geworden ist. Sie ist besonders typisch für die Armee und erreicht ihren Höchststand bei der Luftwaffe. Seit Jahren erzählten wir einander, dass wir die aller-aller-allerbeste Armee der Welt hätten. Wir haben nicht nur uns selbst davon überzeugt, sondern auch Bush und die ganze Welt. Schliesslich hatten wir 1967 in sechs Tagen einen erstaunlichen Sieg erlangt. Als dieses Mal die Armee nicht innerhalb von sechs Tagen einen grossen Sieg erlangte, war deshalb jeder erstaunt. Warum, was war nur geschehen?

Eines der erklärten Ziele dieses Krieges war die Wiederherstellung der Abschreckungsmacht der israelischen Armee. Das ist nun wirklich nicht geschehen, denn die andere Seite der Medaille der Arroganz ist die tiefe Verachtung gegenüber den Arabern, eine Haltung, die schon in der Vergangenheit zu ernsten militärischen Fehlschlägen geführt hat. Es genügt, an den Yom-Kippur-Krieg zu erinnern. Nun erfahren unsere Soldaten auf schmerzliche Weise, dass die ‹Terroristen› hochmotivierte, harte Kämpfer sind und keine Junkies, die von ‹ihren› Jungfrauen im Paradies träumen. Aber abgesehen von der Arroganz und der Verachtung für den Feind, gibt es ein grundsätzliches militärisches Problem: Es ist einfach unmöglich, einen Krieg gegen Guerillas zu gewinnen.