US-Bürger empört über skandalöse Katastrophenhilfe der Bush-Regierung

Bush-Günstling Allbaugh, ein früher emsiger Spendensammler Bushs, und Brown hatten immerhin an der Universität eine Studentenbude geteilt - das war verbindend.

Inkompetenz, Parteibuch-Klüngel und ein paralysiert wirkendes Bush-Team, das den Ernst der Lage tagelang nicht begriff oder den Kopf in den Sand steckte - das waren, wie heute feststeht, die Zutaten zum wohl grössten Versagen staatlicher Behörden im akuten Katastrophenfall. «Aus 9/11 haben wir nichts, aber auch gar nichts gelernt», urteilt die ‹New York Times›, die von «nationaler Schande» und der schlimmsten Vorstellung eines US-Präsidenten spricht.

Kompetenzstreit behindert Helfer

Erschütternd wie beängstigend sind dabei die Details über den Kompetenzstreit zwischen der Bundesbehörde ‹Fema›, den Militärs und den lokalen Verantwortlichen. So wurde ein Armeeteam mit Medizinern, das Notfälle bereits am nächsten Tag nach dem Durchzug von ‹Katrina› in New Orleans versorgen sollte, tagelang von ‹Fema›-Mitarbeitern zwischen den Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama hin- und herbeordert, ohne dass auch nur ein Patient betreut wurde.

Das Lazarettschiff ‹Bataan› mit Hunderten von Betten liegt immer noch vor der Golfküste, doch zu Hilfeleistungen kam es nicht - der Befehl von oben, so wurde bekannt, sei ausgeblieben.

Und als ‹Fema›-Mitarbeiter die Kommunikationseinrichtungen des Sheriffs von Jefferson beschlagnahmten und damit zunächst die Einsatzkoordinierung vor Ort blockierten, griff der Ordnungshüter zur drastischen Selbsthilfe - und befahl seinen Polizisten, die Telefone mit gezogenen Waffen zu bewachen.

Drei Lastwagen der Walmart-Kaufhauskette, die nach einer Entscheidung der Konzernleitung unbürokratisch Paletten mit Wasserflaschen in die leidende Stadt bringen sollten, wurde von staatlichen Katastrophenschützern die Zufahrt verwehrt, berichtet Aaron Broussard, der Bezirkschef von Jefferson.

George W. Bush selbst schien von diesen skandalösen Vorgängen kaum etwas mitzubekommen. Erst am Freitag flog er nach New Orleans, wo er auf dem Flughafen und abgeschirmt vom Elend die wohl denkwürdigste Kurzrede seines Lebens hielt. Denkwürdig, weil er die fünf Minuten vor allem dazu nutzte, an seine feucht-fröhliche Studentenzeit in den Bars von New Orleans zu erinnern und Parteifreund Trent Lott zu bedauern, der durch ‹Katrina› eine seiner Liegenschaften verloren hatte. «Trent, wir bauen dir ein phantastisches neues Haus, und ich freue mich schon darauf, mit dir wieder auf der Terrasse zu sitzen», fabulierte Bush. Es war ein Augenblick, in dem die Nation einen Präsidenten erlebte, der nicht nur von Beratern, sondern auch von allen guten Geistern verlassen schien.

Überbracht von Willi Mogge, Deutschland