Die rot glühenden Augen des Verderbens …

Folterungen sind in jedem Krieg ein unverzichtbarer Teil eben dieses Krieges, denn ein Krieg beschränkt sich niemals nur auf die Zerstörung von Hab und Gut und auf die Vernichtung der Steitkräfte eines ‹Feindes›. Folterungen sind nicht bloss aussergewöhnliche Auswüchse von entmenschten und ausser Kontrolle geratenen Horden, sondern sie sind gewissermassen ein ‹legaler Teil› des Krieges, der dazu dient, den Widerstand und den Willen des Feindes zu brechen, an Informationen jeder Art heranzukommen und Aufständische oder auch nur Aufsässige zur Raison zu bringen. Folter dient ausnahmslos in jedem Krieg dazu, dem Gegner nicht nur auf dem Schlachtfeld den Garaus zu machen, sondern ihn auch auf seinem heimatlichen Feld zu schlagen, ihn grundlegend zu unterwerfen und zu vernichten. Folter hat immer und in jedem Krieg System und sie wird niemals zufällig oder unkontrolliert ausgeübt, sondern immer als Teil der Kriegsführung und als Teil der ‹traditionellen‹ Kriegsmaschinerie bewusst durch die Führungskräfte angeordnet und durch die dafür ausgebildeten Schergen angewendet - und sie hat unendlich viele Gesichter: Folter kann unterschwellig sein durch die wortlose Androhung von Gewalt, die sich allein durch die Haltung, das Auftreten und die Aura des Bedrohlichen, Abschreckenden und Gefährlichen manifestiert. Sie kann aber auch in der Maske des Scheinfreundlichen auftreten und plötzlich und unerwartet zuschlagen und allein durch ihre Unberechenbarkeit die Menschen in Angst und Schrecken versetzen. Sie kann die Menschen aber auch offen und unverhohlen brutal bedrohen und einschüchtern, sie langsam und quälend physischen und psychischen Schrecken aussetzen oder mit unterschwelliger Gewalt den Willen der Widersacher brechen. Sie kann sich in Massenvergewaltigungen der Frauen des Feindes manifestieren und in deren Zwangsschwängerung, wie das in Ex-Jugoslawien geschehen ist, oder sich als demütigende Erniedrigung von Gefangenen zeigen, ebenso wie sie auch durch Entzug von Nahrung, Getränken oder Schlaf ausgeübt werden kann. Wie auch immer gefoltert wird, ist im Grunde genommen nebensächlich, der springende Punkt dabei ist der, dass dem Gefolterten durch die Folter impliziert wird, dass er eines menschenwürdigen Umganges, einer menschlichen Behandlung sowie der Achtung und des Respektes nicht oder nicht mehr würdig sei.