«Nicht jede Fahne, die im Winde weht...

...ist eine schlappe Fahne –
in diesem Sinne PEACE!» oder wie die Welt von heute gestern war

(Zitat eines unbekannten Radiomoderators von DRS3 im Jahre 2003)

Der Sturm hat nachgelassen und das einstige Friedenssymbol der jüngsten Zeit hängt schlapp an kahlen, grauen Hausfassaden. Zusammengefaltet verrottet die Fahne, das einstige Friedenssymbol, im Kleiderschrank eines alten ‹Friedensveteranen› oder in der Zimmerecke eines jungen ‹Friedensaktivisten›, der im blutroten Che-Guevara-T-Shirt von gossen Einheitskundgebungen und dem längst vergangen Schlachtruf der Strassen träumt: «Internationale Solidarität!» Die bunte Fahne, die sich um die schmalen Hüften hübscher Frauen schmiegte und als neuer Lifestyle galt, ist längst verblasst und ihre ausgebleichten Farben haben ihren Reiz verloren. Ein Friedenssymbol von vielen, das wieder vergessen wurde.

Die bunten Transparente und die liebevoll beschrifteten weissen Bettlaken, die graue Stadtviertel, idyllische Landdörfer und bis anhin kahle Fahnenmasten schmückten, haben den grau-schwarzen Staub der Vergessenheit angenommen. Was übrig blieb, sind verwaschene Bettlaken und zerfetzte Regenbogenfahnen, die matt und vermodert an ihrem Platz hängen, unbemerkt und unbeachtet.

Die Demonstrationen von mehr als 5 Mio. Menschen, die, im Glauben etwas zu bewirken, im Glauben, die Welt zu verändern, durch die Strassen vieler Grossstädte zogen und sich in einer kollektiven Willensäusserung gegen Krieg und Terror aussprachen, haben sich spurlos aufgelöst, wie Wolken, die nach einem Gewitter verschwinden.

Wenige Geschichtsbücher werden dafür sorgen, dass sich die Menschen in Zukunft daran erinnern, dass im Jahre 2003 die bislang grössten Friedensdemonstrationen durchgeführt wurden, weil es die meisten, die daran teilnahmen, ihren Enkelkindern nicht mehr erzählen werden, weil sie es bis dahin vergessen haben.

Wo ist der Sturm geblieben, der die Wellen des friedlichen Widerstandes in wilden Wogen gegen die kriegsheulenden Hunde schleuderte? Wo blieben all die Taten, die in grossen Reden und Ankündigungen Millionen von Menschen versprochen wurden und die vom ‹unaufhaltsamen›, vom ‹widerstandslosen› Kampf gegen Krieg sprachen? Was ist mit all den Hoffnungen und Wünschen geschehen, die in grosse Worte gefasst wurden und denen grosse Taten folgen sollten?

All die Reden, die gehalten wurden, blieben im lärmigen Treiben der Menschen ungehört. Die ‹internationale Solidarität› und der ‹widerstandslose Kampf gegen Krieg› waren ebenso Illusionen wie die Überzeugung, mit Massendemos den Kriegshetzern das Maul stopfen zu können. Was von all den gesäten Samen übrigblieb, aus denen Wälder des Friedens emporstreben sollten, sind kümmerliche Keimlinge geblieben, die in der Hitze des Gefechtes verdorrten.