Verblendete Wahnvorstellungen

Fünfte Wahnvorstellung:
Der Krieg führt zur Gerechtigkeit

Die gegenwärtige Kriegsrhetorik klingt nicht anders als die früherer Zeiten. Dem Wählervolk wird eingetrichtert, es sei eine Wohltat für das angegriffene Volk, wenn es von seinen Tyrannen befreit werde. Schon immer haben die Angreifer ihr Vorhaben als gerechten Krieg bezeichnet. Wer aber wirklich Gerechtigkeit anstrebt, wird die Leistungsfreude, die zum allgemeinen Wohlstand führt, nicht zerstören und kann deshalb nicht an Krieg denken. Kriegstreiber sind jedoch in ihrem Gerechtigkeitsempfinden gestört, und sie suchen das Volk so zu manipulieren, dass es seine Regierung machen lässt und sich sogar einredet, diese wüsste schon, was richtig sei.
Sechste Wahnvorstellung:
Der Krieg dient der Verbreitung der wahren Religion

Nach dem Philosophen Carl Jaspers zu Beginn des 20. Jahrhunderts und vielen bedeutenden Schriftstellern legen die Offenbarungsreligionen das Denken mehr oder weniger lahm. Daraus entstehen alle die unlogischen Behauptungen der Gläubigen, wie zum Beispiel, sie selbst besässen die wahre Religion. Diese dürfe auch allen anderen Menschen übergestülpt werden. Religionszwang ist immer auch Machtpolitik und der Schritt zum Religionskrieg ist bald getan.

Bei den übertölpelnden Bewohnern des angreifenden Staates mag im geheimen auch noch die Hoffnung mitschwingen, die gefürchtete Religion des Gegners zu schwächen. Wer wirklich daran denkt, eine Religion mit Krieg zum Verschwinden zu bringen, dessen Verstand ist tatsächlich verblendet. Der Krieg bewirkt genau das Gegenteil dieses Wunsches. Der im heutigen Fall angegriffene Islam wird keineswegs geschwächt. Die Gläubigen werden sich zu keinem Zeitpunkt mehr in ihre Moscheen drängen, ihr Geld spenden und ihre Priester verehren als in Kriegszeiten. Fanatiker schiessen wie Pilze aus dem Boden. In der Bedrängnis gewinnt der Fundamentalismus Oberhand.

Auch in den angreifenden Ländern werden sich die christlichen Kirchen aller Konfessionen vorübergehend füllen. Wir erleben zum Beispiel jetzt in der Schweiz, dass selbst die beiden Bundesrätinnen in diesen Tagen Gottesdienste besuchen und dafür von der Presse als Vorbild hingestellt werden.

Eine bedenkenswerte Folge des Irak-Krieges im religiösen Bereich wird sein, dass sich Millionen von Flüchtlingen über Europa und besonders über die Schweiz ergiessen werden. In vielen Gastländern wird der Islam bald zur Mehrheitsreligion werden, und damit werden auch dort kriegerische Auseinandersetzungen entstehen. Der Krieg im Irak wird unweigerlich unzählige weitere Kriege nach sich ziehen. Es wurde im Radio berichtet, dass ein irakisches Regierungsmitglied schon jetzt die Iraker in aller Welt aufgefordert hat, sich mit wohlorganisierten Terroranschlägen für die Aggressionen der Angreifer zu rächen. Dies geschah auf der Grundlage einer islamischen Konferenz, in der zu klären versucht wurde, ob die Anweisung des Korans, jeder Gläubige habe die Pflicht, die Ungläubigen mit dem Schwert zu vernichten, noch zeitgemäss sei. Nur eine einzige schwache Stimme war für eine mildere Ausführungsbestimmung, alle Vertreter der staatlich-islamischen Stellen waren unnachgiebig. Dies soll nicht als Diffamierung gemeint sein - um so mehr als die Verbrechen des Christentums, wie sie zum Beispiel im fünfbändigen Werk von Deschner zusammengestellt sind, auch kein Ruhmesblatt sind -, sondern um zu zeigen, wie sehr die heutigen Kriegshetzer mit dem Feuer eines endlosen Krieges spielen.