Carpe Diem, Herr Joseph Alois Ratzinger

Jeder Mensch, ob Papst oder einfacher Bauer, hat seine persönlichen und intimsten Geheimnisse. Eines der wohl berühmtesten geschichtlichen Beispiele klerikaler Geheimhaltung findet sich bekanntlich bei einem Ihrer Namensvettern und Vorgängern, Benedikt III. So nämlich, wie eingehend bereits erwähnt, in der Person der Päpstin Johanna Jutta Gilberta Anglicus. Für jeden ehrlichen und aufrichtigen Menschen ist es nicht einfach, die Wahrheit zu verbergen und zu unterdrücken. Mit jeder weiteren Lüge und Irreführung wächst auch die Gefahr der Widersprüchlichkeit, und sicherlich hat auch die ehrliche und aufgeschlossene Päpstin sehr unter diesem Umstand gelitten. Vielleicht sind auch Sie als Benedikt XVI. heute in einer ähnlichen Situation. Vielleicht werden Sie jedoch von vertrauenswürdigen Personen oder ehrlichen Freunden begleitet, mit denen Sie Ihre päpstlichen oder privaten Sorgen zu teilen vermögen. Die weltliche Literatur lehrt jedoch, dass sich Päpste niemals der Loyalität ihrer Untergebenen sicher sein können. Es ist von Intrigen, Meuchelei, Doppelspielen, Neid, Falschheit und Missgunst im Vatikan die Rede, was die bekannte Kirchengeschichte auch eindrücklich beweist. Diese Tatsache macht Sie zu einem einsamen Menschen, der unter Umständen – trotz seiner Selbstherrlichkeit – still und heimlich mit einem schlechten Gewissen kämpft. Angesichts höchster kirchlicher Würden, haben Sie vielleicht ernüchtert die Einsicht erlangt, dass sich Ihre eigentliche und wesentliche Existenz als Mensch auch als vermeintlicher Stellvertreter eines imaginären himmlischen Gottes letztendlich in keiner Art und Weise verändert oder verbessert hat. Der vermeintlich himmlische Schöpfergott spricht nicht in verständlichen Worten zu Ihnen. Sie können sich weder persönlich mit ihm unterhalten noch mit ihm telefonieren. Er reagiert auch nicht auf Ihre Gebete, und ebensowenig auf Ihre demütig-bettelnden Worte, noch auf Schreiben, Briefe oder E-Mails. Letztendlich sind Sie in Ihrem Amt von seinem Mythos alleine gelassen, weil in Tat und Wahrheit keine göttliche und himmlische Allmacht existiert, die Sie als Papst auf dieser Welt rechtens vertreten könnten. Ihr Vorgesetzter und dessen angeblich kreierende Kompetenz ist eine reine menschliche Erfindung, imaginär und irreal. Dessen sind Sie sich im Laufe der Jahrzehnte Ihres Erdendaseins vielleicht durchaus bewusst geworden. Die römisch-katholische Kirche und der christliche Glaube sind Lebensmittelpunkt zahlreicher Menschen. Ihre päpstliche Verantwortung gegenüber den gläubigen Menschen wäre durchaus verständlich, wenn Sie diese Verantwortung wahrnehmen könnten, vorausgesetzt ein Gott existierte, den Sie gemäss seinem Willen vertreten dürften. Es ist nicht möglich, alte Bäume zu verpflanzen. Als Papst und Mensch haben Sie jedoch aus reiner Nächstenliebe, Achtung, Ehrfurcht und Respekt gegenüber den Menschen die schöpferische Pflicht und Verantwortung, die irdische Menschheit aus der alten Spirale kirchlicher Gewalt, Inquisition und Versklavung zu befreien und hinauszuführen in die bewusstseinsmässige Freiheit, damit sie endlich die eigene Gedanken- und Gefühlswelt zu nutzen lernt und daraus das Tragen der eigenen Verantwortung. Pfarrherren, Bischöfe und Kardinäle sowie die gesamte sogenannte ‹Geistlichkeit‹ streiten sich um die Auslegungen widersprüchlicher biblischer Schriften und Texte. Alleine diese Tatsache widerspiegelt die Widersprüchlichkeit und Unlogik des christlichen Glaubens. Die wahrliche Schöpfung, so also das schöpferische SEIN und Universalbewusstsein sowie deren Ordnung, Gesetze, Gebote und Prinzipien, sind hingegen an ihrem logischen Wirken, der relativen Vollkommenheit und Vollendung klar erkennbar. Sie sind ein Mensch, der vieles bewirken könnte. Nutzen Sie daher Ihr päpstliches Amt zum Wohle der irdischen Menschheit. Durchbrechen Sie den Mantel der vatikanischen Geheimniskrämerei und ihrer Irrlehre einer göttlichen Fügung und Fremdbestimmung, denn selbst die kleinste Blume strebt durch ihren Trieb nach Wachstum kraftvoll nach dem lebenspendenden Licht. Auch wenn während Jahrhunderten jeder kleinste Versuch eines bewusstseinsmässigen Wachstums der Menschen von Ihrer römisch-katholischen Kirche schändlich zertreten wurde, steht heute der Weg offen, dass den Menschen die Wahrheit gesagt und ihnen endlich die Freiheit und das Tragen und Erfüllen der eigenen Verantwortung gegeben werden kann. Zeigen Sie zu Beginn des Dritten Jahrtausends wahre menschliche Grösse, wahre Nächstenliebe und schöpferische Menschlichkeit, Herr Ratzinger.
Beenden Sie als Papst auf dieser Erde das kultreligiöse Sklaventum und ein 2000jähriges blutiges und unrühmliches Religions- und Sektenerbe, bevor sich die Unlogik Ihrer Kultreligion und des blinden Wahnglaubens im natürlichen Verlauf und der schöpferischen Evolution eines Tages unweigerlich tödlich gegen alle christlichen Kultgläubigen selbst richtet und sie vernichtet, denn auch das einst so sichere ‹Amen› in der Kirche ist mittlerweile nur noch ganz vereinzelt aus den Reihen alter und allmählich morscher Kirchenbänke zu hören.

Mit freundlichem Gruss eines nichtreligiösen, ungläubigen und kritischen Zeitgenossen
Hans-Georg Lanzendorfer, Schweiz