Das falsche, krankhafte christliche Demuts- und Opfer-Verständnis

Entgegen seiner vorgetäuschten Gleichgültigkeit und seinem angeblichen Desinteresse am Opferkult legt der ‹liebe Gott› also einen grossen Wert auf die Einhaltung seiner eigenen Regeln. Zu diesem Zweck stellt er klare Bedingungen und Vorschriften: «3. Mose Kap. 21, Verse 17 bis 23: Wenn je einmal künftig einer aus deinem Geschlecht ein Gebrechen hat, so darf er nicht herzutreten, um die Speisen seines Gottes darzubringen; denn keiner, der ein Gebrechen hat, darf herzutreten: kein Blinder oder Lahmer, keiner der im Gesicht verstümmelt oder an dem ein Glied zu lang ist; keiner, der einen gebrochenen Fuss, oder eine gebrochene Hand hat, kein Buckliger oder Schwindsüchtiger, keiner der einen Fleck im Auge hat oder mit Krätze oder Flechten behaftet ist, und kein Entmannter. Nur zum Vorhange darf er nicht hineingehen, noch an den Altar treten, weil er ein Gebrechen hat, damit er meine Heiligtümer nicht entweihe, denn ich bin der Herr, der sie heiligt.»
Angesichts der christlichen Behauptung zur Schicksalsbestimmung ‹Gottes› stellt sich natürlich umgehend die Frage nach der Logik eines von ihm selbst geschaffenen Gebrechens. Menschen werden angeblich von Gott geschaffen, also auch die menschlichen Attribute der körperlichen Versehrtheit. Gleichzeitig wird jedoch den Betroffenen durch einen ‹göttlichen Erlass› der Zugang in sein ‹göttliches Heiligtum› verwehrt. Der ‹weise› und ‹himmlische› Vater schädigt also seine Kinder, um diese für ihre körperlichen Gebrechen umgehend noch einmal zu bestrafen. Höchst widersprüchlich und nicht ohne ein Quentchen Sadismus, lässt er dann in den Psalmen verkünden. Psalmen 103, Verse 3 und 4 (Die Rede ist von Gott persönlich,). Vers 3: «Der dir all deine Schuld vergibt, und all deine Gebrechen heilt.» Vers 4: «Der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit.» Einmal mehr liesse sich die Unlogik und die Widersprüchlichkeit des Opfers im christlichen Sinne bis zur Endlosigkeit weiterführen.